The Carpenters – Close To You: Remembering The Carpenters

Engstirnige Gemüter, darunter auch so manch gestandener Kritiker, provozierte der perfekt arrangierte Saubermann-Pop der Carpenters in den 70er Jahren – ähnlich wie die Musik von ABBA – zu Spott und Häme. Pop hatte damals nämlich politisch, rebellisch oder sonstwie pädagogisch wertvoll zu sein. Banal, trivial und unerträglich – das waren noch die milderen Urteile, die das Geschwisterduo aus Haven, Connecticut, regelmäßig ertragen musste, wie sich Richard Carpenter in dieser neu überarbeiteten Dokumentation erinnert.

Geändert hat sich die Situation erst Jahrzehnte später, als über alle Zweifel erhabene Akteure wie Iggy Pop, Sonic Youth und Suicide Karen Carpenters stilistisch makellosen Mezzosopran und die blumigen Kompositionen von Richard mit ihren schnieken Pianotupfern ausdrücklich lobten. Faszinierend wirkte auf nachgewachsene Generationen aber auch das fatale Schicksal Karens, die am 4. Februar 1983 an den Folgen jahrelanger Bulimie und Anorexie verstarb. Im Popgeschäft geht eben nichts über einen gut funktionierenden Mythos, gepaart aus Tragik und Talent. Wie hoch der künstlerische Stellenwert des schon als Teenager populär gewordenen Duos tatsächlich war, schildern u. a. legendäre Zeitzeugen wie Burt Bacharach, Herb Alpert, Les Paul und Petula Clark. Doch vor allem rare Videoclips und TV-Auftritte illustrieren die erstaunliche Karriere.

In Chronologie reiht sich eine makellose Ode an die andere: Burt Bacharachs „(They Long To Be) Close To You“, Fred Karlins „For All We Know“ sowie Paul Williams‘ „We’ve Only Just Begun“ und „Rainy Days And Mondays“ sind nur der Anfang, 1973 brilliert das Duo mit Richards Eigenkomposition „Yesterday Once More“. Dem entzückend zeitlupenhaften Beatles-Cover „Ticket To Ride“ folgen das sozialkritische „Superstar“ und der Country-Abräumer „Top Of The World“. Köstlich auch das lange verschollen geglaubte Fernsehdebüt der Carpenters mit der Motown-Hymne „Dancing In The Street“ 1968 in der skurrilen Reihe „Your All American College Show“.

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