Jack Johnson – En Concert
Barfuß bei Regen, Sturm & Baguette: Der hawaiianische Folk-Softie trotzt den Tücken des europäischen Konzertsommers. Er kommt spät – und sorgt für Diskussionsbedarf: der Mitschnitt vom Sommer 2008, als der Meister der leisen Töne ohne Schuhe, wohl aber mit Kind, Kegel und Surfboard durch Europa tingelte, allabendlich vor verzückten Hippiemädels aufspielte und sich dabei von Busenkumpel Emmett Malloy filmen ließ, der übrigens dieselbe grobkörnige Schwarzweiß-Ästhetik bemüht wie die französischen Wonderboys Vincent Moon und Jeremiah auf R.E.M.s „This Is Not A Show“. Da riecht Jacksons Werk, das ein Jahr später entstand, ziemlich verdächtig nach Kopie. Auch was den Inhalt betrifft: kein klassischer Konzertmitschnitt, sondern eine Doku mit Darbietungen aus Paris, Berlin, Newquay und London, zwar mit vielen Backstagesequenzen, aber ohne große Worte. Dafür sieht man den 34-Jährigen, wie er mit seinen Kindern spielt, auf der Berliner Spree surft, ein spontanes Akustikset bei einem Radiosender in Cornwall gibt, ein Konzert wegen stürmischer Wetterlage absagen muss und die Fans in der Wuhlheide als „distanziert“ bezeichnet, was den sonst so netten Mann in T-Shirt und Jeans in ganz neuem Licht erscheinen lässt. Ist er vielleicht gar nicht so charming, wie wir immer dachten? Hat auch er seine Rockstarmomente? Wir wissen es nicht – wohl aber dass dieser Film mit 80 Minuten deutlich zu kurz ausfällt und es interessant gewesen wäre, zu sehen, ob er in ökologisch einwandfreien Hotels nächtigt und CO2-reduzierte Transportmittel wählt.
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