The Death Of Bunny Munro
Der zweite Roman des großen Düsteren – eine biblische Höllentragikomödie. Die Geschichte beginnt so aussichts- und -weglos, wie andere im schlimmsten Fall enden: „Ich bin verdammt 11 , denkt Bunny Munro, Handelsvertreter, in dem schmuddeligen Hotelzimmer, in das es ihn verschlagen hat, weil er irgendwann mal einen schweren Fehler gemacht hat, an den er sich nicht erinnern kann. Dass er den Fehler gemacht hat, vergisst er auch gleich wieder – der Schnaps ist wichtiger, seine Frau anrufen auch, weil ihm sonst gar nichts mehr bleibt als er selbst und seine Gelüste (d. h.: der leere Gedanke an eine behebige Vagina). Sie habe Angst, sagt seine Frau, Angst wovor? Angst vor allem. Aus dem Zimmer über Bunny tropft Wasser, ein Serienmörder zieht durchs Land, am Horizont tobt der historische Großbrand des West Pier in Brighton, die Prostituierte in Bunnys Bad ist ebenso depressiv wie seine Frau, und die ist, als Bunny auflegt, schon nicht mehr zu reiten … Nick Caves zweiter Roman (20 Jahre nach dem ersten, ist ja nur ein Nebenberuf) ist ein Fegefeuer, durch das Bunny Munro hindurch muss, gemeinsam mit seinem Sohn, und das, was der Titel andeutet, ist längst nicht das Schlimmste, was ihm blüht. Das existentielle Roadmovie, das Nick Cave erzählt, mag vom Ansatz her nicht sonderlich originell sein (im Grunde geht es auf die biblische Legende vom großen Erdulder Hiob zurück, wie Cave ja gerne mal im Fundus des größten aller Menschenbücher gräbt); erzählt ist dieser Mahlstrom aus Schicksal, Schuld und Sühne indes in einer so kraftvollen, bildhaften, bei aller faszinierenden Kargheit ebenso tiefen wie hochpoetischen, von coolem Sarkasmus geküssten Sprache, dass Nick Cave das Buch wahrscheinlich auch singen könnte und man nicht nur zum Lesen anraten, sondern jedem, der des Englischen einigermaßen mächtig ist, dringend die Lektüre des Originals empfehlen muss (die deutsche Übersetzung ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, außerdem gibt es ein von Blixa Bargeld gelesenes Hörbuch u nd – doch, dies sind schon herrlich moderne Zeiten! – eine Ausgabe fürs Telefon, jeweils mit Soundtrack von Cave and Warren Ellis).
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