Roy Rogers/ The Sons Of The Pioneers – Way Out There – The Complete Recordings1934-1943
Ein Ausflug in die stilprägende Steinzeit des CountrV: der singende Cowboy, gewürdigt mit einem gigantischen Boxset. Mit Roy Rogers widmet sich das Bear-Family-Label einem Künstler, der in zwei uramerikanischen Genres zugleich ein Riesensur war: in der Countrymusik und im Westernfilm. Die sechs CDs in der vorliegenden Box umfassen alle Aufnahmen seiner Band Sons Of The Pioneers plus Rogers‘ Stücke als Solokünstler, die bis zu mRccordingverbot kurz vor dem Zweiten Weltkrieg angefertigt wurden (insgesamt 182 Songs, 52 davon unveröffentlicht). Unter den Klassikern aus diesen frühen Sessions sind die Originalversionen von „Way Out There“, „TumblingTumbleweeds“, „(Happy) Roving Cowboy“, „One More Ridc“ und „Cool Water“. Dazu bietet das hochwertig aufgemachte 160-seitige Hardcoverbuch im LP-Format einen tollen Einblick in die Filmografie des „King Of The Cowboys“: Leonardo Franklin Slye, wie Rogers vor seiner Karriere als Filmstar hieß, spielte in den 30er und 40er Jahren als „singender Cowboy“ in fast hundert Filmen die Hauptrolle. Er prägte das Image des strahlenden Reiters im Wilden Westen, der in bunten Fransenklamotten durch die Prärie reitet und die Luft der Freiheit atmet. Zum Einrahmen schön sind die zahlreichen Farbfotos der kitschigen Filmplakate und Lobbycards. Über den Umweg der Filme bescherte Roy Rogers neben dem anderen schauspielernden Sänger Gene Autry der Countrymusik in jenen Jahren ein breiteres Publikum. In den 40er Jahren galt er als US-amerikanische Institution und während der Kriegsjahre als eine der beliebtesten popkulturellen Figuren der USA. Bis Elvis in den 50ern aufkam, waren die „Singing Cowboy Movies“ mit ihren romantischen Protagonisten über ein Jahrzehnt lang einer der erfolgreichsten Geschäftszweige Hollywoods. Ihr Einfluss war so stark, dass der Begriff „Country & Western“ entstand und bald die gesamte Countrymusik umfasste. Neben dem Image des Abenteurers, das Rogers verkörperte, muss auch die Musik der Sons Of The Pioneers in jenen unsicheren Jahren Balsam für Amerikas verängstigte Seele gewesen sein: Ihr mehrstimmiger Harmoniegesang und die humorvollen Texte, Rogers‘ Weichspülertenor und die lebendigen Radioshows begleiteten den Hörer durch die Great Depression und Kriegsängste. Zudem waren seine Pioneers allesamt – zunächst als Trio, später zum Sextett ausgebaut – versierte Sänger, Musiker und Komponisten. Heute wirken Musik und Präsentation wie einer bizarren Parallelwelt entsprungen. Dennoch ist ihr Einfluss auf die populäre Countrymusik und Nashville nicht zu unterschätzen und das von Bear Family wie gewohnt liebevoll gestaltete Rundumpaket bietet eskapistischen Genuss für viele Stunden.
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