The Hidden Cameras – Origin: Orphan

Ist das jetzt Joel Gibbs Berlin-Phase, Album I? Die kanadischen Folk-Jünger begeben sich auf eine Reise ins Zentrum des PatllOSpOp. Schon beim Einstieg in dieses Album lenkt der Herrgott deine Augen zurück auts Cover. Doch,doch, das ist die neue Hidden Cameras, sie trägt den etwas umständlichen Titel OKIGIN: ORPHAN, und sie beginnt mit einer zweieinhalbminütigen Vorführung in Sachen Drone. Als wir schon nicht mehr daran glauben möchten, fällt Joel Gibb mit seiner Stimme auf diese Platte. Das fünfte Hidden-Cameras-Album unterscheidet sich gewaltig von seinen Vorgängern. Gibb hat schon verlauten lassen, dass das so seine Richtigkeit hat. „Ratify The New“ soll an das Präludium von Wagners „Rheingold“ erinnern, im weiteren Verlauf von OKIGIN: 0R-PHAN stellt sich die Frage: Kriegt Joel Gibb jetzt seine Berlin-Phase, schlüpft der Teilzeitberliner Gibb auch noch in die bleiernen Schuhe des Bowie-by-the-wall? So ganz ohne Not und ohne Mauer? Aus dem schwulsten Jubelorchester der Welt ist ein ernstes Unternehmen mit Anschluss an die europäische Hochkultur geworden. Man kann sich natürlich fragen, was diese in den von jeder Bodenhaftung befreiten Folkpophymnen des Sängers und Songwriters aus Toronto zu suchen hat. Joel Gibb versteht es aber, über weite Strecken dieses Albums, neue Schwere und alte Leichtigkeit im Gleichgewicht zu halten, in den besten Fällen („In The NA“, „Walk On“) entsteht dabei ein Bastard namens Pathospop. Nurdie Flohmarkt-Keyboards hier und da hätte er sich sparen können, nein: müssen. Freunde des Cameras-Frühwerks werden zwischendrin mit einem weiteren herrlichen Summsumm aus der Feder Gibbs beschenkt, „Colour Of A Man“ kommt wie eine Winnetou-Melodie über den Brokeback Mountain gezogen, das nennen wir zünftig. Aber das neue Territorium, das hier von Gibb und seiner Grupo Internationale erobert wird, lag auch nur hinter den hellen Songfontänen des genialen Songwriters, dessen überbordender Polk bislang alles verstellte, was Joel Gibb auch noch in seinem Herzen trug. Für Hiddcn-Cameras-Verhältnisse ein Doom-Album. Psst, der Herrgott hört auch Schubert.