Pere Ubu – Long Live Pere Ubu

Zwischen Avant-Rock und KunstniUSik: David Thomas vertont das Theaterstück, dessen Hauptfigur vor 34 Jahren seiner Band den Namen gegeben hat.

David Thomas ist ein Mann der Widersprüche. Er ächtet Punk als britische Erfindung (was zu diskutieren wäre), die gegen den Rock’n’Roll gerichtet sei und somit in hohem Maße antiamerikanisch (was auch zu diskutieren wäre). Der Rock’n’Roll ist nach Ansicht von David Thomas die größte kulturelle Leistung, die die Vereinigten Staaten von Amerika in ihrer Geschichte hervorgebracht haben (was nicht zu diskutieren ist). Deshalb nennt er seine Musik und die seiner Band „Rock“. Dieser „Rock“ von Pere Ubu ist aber seit 1975 eine gegenüber dem geltenden Rock-Rock antizyklisch zu verstehende Musik, die sich von Protopunk über Avantgarde immer mehr zu einer europäisch geprägten Kunstmusik entwickelt hat. Jetzt denkt Thomas mit LONG LIVE PERE UBU den seit 34 Jahren naheliegenden Gedanken eines Konzeptalbums zu Ende, das von Alfred Jarrys absurdem Theaterstück „Ubu Roi“ inspiriert ist, dessen Hauptfigur wiederum seiner Band den Namen gegeben hat. Diese Platte hat schon viel vom Musiktheater mit allen seinen positiven und negativen Konnotationen – vor allem die von David Thomas (als Pere Ubu) und Sarah Jane Morris (als Mere Ubu) im Duett gesungenen Stücke. Musikalisch ist das ein ständiges ungehorsames Verschlingen, Aufbäumen und Um-die-Ecke-Biegen tonaler und atonaler Texturen zwischen Avant-Rock, minimalistischer Elektronik und Kunstmusik, inklusive sonorer Rülpser als Musique concrete. Dieser „Rock“ befindet sich in einem ständigen Kampf mit dem theatralisch gesungenen Wort und will sich ihm partout nicht unterordnen.