MSTRKRFT – Fist Of God
Die Kanadier feiern die Rekontextualisierung von Hiphop in Electro. Es ist ja ein relativ offenes Geheimnis, dass ein „angesagter“ DJ in zwei Wochen mit fünf, sechs Sets in „angesagten“ Clubs mehr Geld verdient als mit einem Artist-Album, das er in zwei Jahren weltweit vielleicht 10.000 Mal verkauft. Insofern kann es MSTRKRFT wurscht sein, dass ihr zweites Album auf dem immer noch viertgrößten Tonträgernurkt der Welt mit sechsmonatiger Verspätung erscheint. In dieser Zeit dürfte das DJ- und Produzentenduo Jesse F. Keeler und Al-P ein paar Dutzend seiner angesagten DJ-Sets in Rechnung gestellt haben. Diese DJ-Erfahrung schlägt auch durch auf FIST OF GOD. Nicht dass das Debütalbum THE LOOKS damals im Jahr 2006 nicht schon upfront gewesen wäre. Es kam zur bevorstehenden Hochzeit des Electro-Rock gerade recht und hatte ein bisschen mehr Funk, ein bisschen mehr Disco als FIST 0F GOD, mit dem wir die für beide Genres folgerichtige Rekontextuahsierung von Hiphop in Electro feiern. Gäste wie N.O.R.E, (auf dem Smasher „Bounce“), Ghostface Killah, E-40, Freeway und Isis (Thunderheist) legen ihre offensiven Rhymes über diesen schneidenden, ballernden Electro-Rock, der stellenweise mehr Rock als Electro ist. Und John Legend versieht „Heartbreaker“, einen Junior-Boys-igen Electropopper, mit seinem relaxt groovenden Gesang. Weniger noch als auf TF.MP0RARY PLEASl’RE von Simian Mobile Disco (die wie MSTRKRFT ihre Indievergangenheit gegen eine Electrogegenwart getauscht haben) geht der Gaststarismus zu Lasten der Homogenität. Nach diesem Album (und nach dem Debüt von Thunderheist) darf man feststellen: Der beste Hiphop kommt zurzeit aus Kanada.
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