A Year of Festivals

Von Event zu Event – eine Echtzeiterzählung ohne große Nebenwirkungen. Dieses Buch ist zu dick! – Dabei hätte es so schön sein können: Auf der Suche nach der absoluten Quintessenz eines guten Musikfestivals reist der Erstautor Jarvis Hammond für ein Jahr durch drei Kontinente auf insgesamt 13 Musikevents. Gibt es das perfekte, das ultimative Musikfestival? Falls ja, dann WO? Hammond ist dem evtl. auf die Spur gekommen – doch hat er sich auch schon mal nach der absoluten Quintessenz eines guten Buches befragt? Hätte es ihm nicht selbst wunderlich vorkommen können, dass er 600 dicht beschriebene Seiten ver(sch)wendet, um einen min imalen Ausschnitt der globalen Musiklestivalwelt zu erfassen? Mal ganz kleinkariert nachgerechnet: Das macht im Schnitt 45 Seiten pro Veranstaltung! Der Leser möchte dieses Buch geradezu auswringen, um es von seinem unnötigen Ballast zu befreien. Dagegen könnte man haken, dass auf so einem Event nun mal an die 200 Künstler auftreten, die alle ihren würdigen Platz im Buch finden wollen. Hammond aber geht es bei seiner Dokumentation weniger um die Musik als um die Darlegung teils schnöder Nebenschauplätze, Anekdoten seiner frühesten Jugend, seiner Lieblingsspeisen und nicht zuletzt des Auskommens m it seiner Festivalbegleitung und Ehefrau Karen. Das Buch könnte dann auch „A year with me and my wife Karen“ heißen. Schwer wiegt, dass der Autor die Notwendigkeit ignoriert, einen Erzählstrang zu kreieren, der alle 13 Episoden miteinander verbindet, und einen dramaturgischen Höhepunkt zu setzen, in Form eines AHA-Erlebnisses etwa. Allein durch Hammonds durchaus witzig-charmanten Schreibstil wird der Leser am Leserleben gehalten. Spätestens ab Geschichte Nummer fünf wird sich aber auch der vernageltste Festivalfan fragen, ob er die Kohle fürs Buch nicht besser direkt in ein Festivalticket investiert hätte, um das, was Hammond auf Umwegen beschreibt, direkt zu erfahren. Schade zudem, dass Hammond versäumt, durch seine Reportage auch anderen Musikkulturen ein Forum zu verschaffen. Warum hat er fast ausschließlich Pop- und Rockfeste der nordwestlichen Hemisphäre besucht? Wie spannend wäre es gewesen, auf literarischem Wege einem Event in Buenos Aires, Johannesburg oder Istanbul beizuwohnen? Hammond hat die Art von Veranstaltung beschrieben, die ein Großteil seiner Leser ohnehin schon kennt. Er hätte ihnen mehr bieten können als die bloße Erkenntnis, dass ein Musikfestival nicht nur aus einem guten Line Up hervorgeht, sondern vor allem aus dem leidenschaftlichen Gefühl, gemeinsam an etwas Einzigartigem teilzuhaben.