The England’s Dreaming Tapes
Das „Making of“ zum Klassiker derPunk-Geschichtsschrcibung. Über kaum ein Jahr der Popgeschichte sind so viele Mythen, Legenden, abenteuerliche Hcldcngeschichten (und peinliche Anekdoten) im Umlauf wie über 1976, das Jahr, in dem Punk losging. Zusammengcfasst, teilweise widerlegt, mit historischem Hintergrund versehen und als schlüssige, konkurrenzlos vollständige und ungeheuer spannende Geschichte niedergelegt hat sie Jon Savage in seinem Standardwerk „England’s Dreaming“. Nun kommt, sozusagen als (von vielen leseüberforderten Interessierten erhoffter) Schlusspunkt der immens angeschwollenen Punk-Bibliothek, das „Making of“: die ungekürzten, nicht bearbeiteten Interviews, die Savage für sein Buch mit den Protagonisten der Welle (von den Sex Pistols über Joe Strummer, Chrissie Hynde, Malcolm McLaren, Siouxsie Sioux, Viv Albertme, Adam Am, Lee Black Childers, Captain Sensible, Tony Wilson, Jah Wobble, Howard Devoto, Pete Shelley u. v. a. bis hin zum New York Doll Sylvain Sylvain) führte, und zwar in relativer zeitlicher Nähe (Ende der 80er), was ein enormer Vorteil ist, weil sich die Leute damals eben noch besser erinnerten als heute. Glauben sollte man selbstverständlich trotzdem nicht jede der krassen, witzigen, unglaublichen Geschichten, die da erzählt werden (Hat Sid Vicious wirklich geweint, als er an Weihnachten eineJim-Reeves-Platte hörte? Kam Johnny Rotten sonntags wirklich zu spät zu den Bandproben, weil er mit seiner Mama beim Beichten war?) – als vielstimmiger Chor der Aufschneider und Analysten, der Sachverständigen und Lausbuben, der Planer, Mitmacher und Mitgerissenen vermittelt das Buch jedoch ein umfassendes, nachvollziehbares und nach wie vor begeisterndes Bild der größten Revolte, die der Pop je erlebte.
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