Riechmann – Wunderbar
Elektronik: Selbst vor 30 Jahren waren synthetische Flächenausbreitungen wie diese nicht mehr der heiße, futuristische Scheiß. Ohne die Geschichte seines frühen Todes würde vermutlich kaum ein Wort verloren werden über die Wiederveröffentlichung des einzigen Soloalbums von Wolfgang Riechmann aus dem Jahr 1978. Der ehemalige Schülerbandkollege von Michael Rother (Neu!, Harmonia) und Wolfgang Flur (Kraftwerk) wurde drei Wochen vor der Veröffentlichung seines ersten Soloalbums WUNDERBAR niedergestochen. Willkürlich, von einem betrunkenen Fremden. So hip sich Wolfgang Riechmann auf dem Cover in der Ästhetik des brandneuen New-Wave-Schicks als blau eingefärbter Androide in Szene zu setzen wusste, so relativ belanglos wabberten die sechs Stücke (mit Titeln wie „Abendlicht“ und „Silberland“) zwischen all den anderen Synthesizer-Instrumentals dieser Zeit umher. Die klassischen Tangenne Dream und die Düsseldorfer Schule genügten ihm als direkte, 1978 allerdings nur noch mäßig progressive Einflüsse. Vor allem vermochte es seine derart schematische Musik nicht, ähnliche suggestive Kräfte freizusetzen wie die seiner Vorbilder. Ein letztlich banales Spiel mit den damaligen Möglichkeiten und den landläufigen Fantasien von einer fast grenzenlosen Ausdehnung im Raum. Dank elektrischer Geige, Gitarre und E-Piano ist WUNDER-BAR aber zumindest um ein paar Klangfarben reicher als die Kunstlandschaftsmalereien der meisten Kollegen.
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