Nouvelle Vague – 3

Möge die Zielgruppe zufrieden in den Sitzsack pupsen: Diese ewige Versoftung von New-Wave- und Postpunk-Schlagern langweilt. Ob es schlimmer ist, was seit einiger Zeit selten originelle und zudem beträchtlich unpolitische spät geborene Britrocker mit dem Erbe des Postpunk anstellen oder was die französische Versoltungsmaschine Nouvelle Vague von den Hymnen und Schlagern des Postpunk und New Wave übrig lässt, das soll an Stammtischen mit angemessenem Freizeitausgleich diskutiert werden. Wer mag das überhaupt „schlimm“ nennen? Nouvelle Vague sind nicht schlimm. Nouvelle Vague sind – bei der ersten Begegnung vielleicht sogar als charmant empfunden – schlichtweg langweilig. Unschuld, Laszivität und die ebenso längst zum Klischee geronnene Leichtigkeit latiner Rhythmen laufen als Sirup über die Rückseite eines Barlöffels in diese Musik. Eine Nummer. Eine Masche. Ein Nichts. Daran ändert auch nichts, dass Bossa Nova und Reggae auf der dritten Platte von Nouvelle Vague über weite Strecken Countryfolk und Bluegrass gewichen sind. Wie auch? Und dass Martin L. Gore (Depeche Mode), Ian MeCulloch (Echo & The Bunnymen), Terry Hall (The Specials) und Barry Adamson sich überreden ließen, bei der aber doch ederzeit geschmackvollen, handwerklich ansprechenden, auf gar keinen Fall seelenlosen Neuinterpretation ihrer Klassiker mitzusingen. Doch wer soll und will und wird denn Pop hören, der nicht mehr ist als geschmackvoll, handwerklich ansprechend und doch gar nicht seelenlos interpretiert? (Nicht antworten – die Frage ist rhetorisch gemeint!)