Die Songtexte 1979-2009
30 (oder 32) Jahre Deutschrock-Wort. Peter Hein kann manchmal ganz schön nerven, etwa mit seiner fürchterlichen Selbstverliebtheit, die auch noch selten ohne schwurbelnde Süffisanz, verunglückte Selbstironie, einen Hang zum alles überwuchernden Geschwafel und zur Verkannte-Veteranen-Untugend „Angeberei durch vorgeschobene Bescheidenheit“ einhergeht. Das macht seine Erzählungen – hier: Vor-, Nach- und Zwischenworte (Interviews) – zu Gedulds- und Haarwurzelfestigkeitsproben.
Andererseits ist Heins Stimme, sind seine Fehlfarben-Texte aus der deutschen Rockgeschichtc fast so wenig wegzudenken wie die von Reiser, Grönemeyer und Lindenberg; bei welchem Menschen zwischen, sagen wir: 40 und 60 glömme bei gewissen Zeilen aus „Ernstfall“, „Paul ist tot“ („Was ich haben will, das krieg ich nicht / Und was ich kriegen kamt, das gefällt mir nicht“), „Ein Jahr (Es geht voran)“ nicht das aufbruchsnostalgische Glühlämpchen im Herzen, welche(r) Jüngere ließe sich nicht heute noch packen von seinen stärksten Momenten? Wie viele das waren, darüber lässt sich streiten – der Rundblick durchs Gesamtwerk der Düsseldorfer Ur-Punks ergibt ein uneinheitliches Bild. Da gibt es manchen Totalausfall (etwa gleich drei Fortuna-Düsseldorf-Lieder inklusive peinlichem Seitenhieb auf die Toten Hosen, der sich in der Parodie „Jochen Hülder gibt ’ne Party“ wiederholt), insbesondere durch die Family-5-Geschichte zieht sich ein roter Larmoyanz-Faden, Reime und Vermaß sind überwiegend Glücks- bzw. Pechsache, und die Metaphorik bricht sich einige Beine. Aber Songtexte sind eben keine Gedichte, die fürs stille Lesen gesetzt werden, und dann gibt es ja auch noch die ewigen Slogans und großen Momente, bei denen man wohl nie herausfinden wird, weshalb sie so blitzgenau treffen und nie mehr weggehen und wieso es einem so klar und wahr erscheint, dass Berge explodieren und der Präsident Schuld hat. Erhellend ist die Lektüre beispielsweise, um festzustellen, dass Peter Hein Woody Guthrie, Boris Vian, obskure Deutschpunkbands und manch andere Quelle zitiert, am erstaunlichsten aber tritt in gedruckter Form sein wahres Genie zutage: das Finden von Songtiteln, die zum großen Teil ganz für sich allein als echte Kunstwerke bestehen. Ob es dafür ein Buch braucht, sei dahingestellt…
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