Cursive – Mama, I’m Swollen Saddle
Der Dylan des Post-Emo mit seinem ersten reinen Pop-Album. Das Cover spricht Bände: Ähnlich der weinroten Morgensonne, die sich auf der Hülle von Bright Eyes IM Willi; AWAKE, ITS MORNINli über die leeren Straßen und Apartments einer amerikanischen Vorstadt erhebt, blutet hier ein karmesinroter Mond in den schwarzen, endlosen Ozean. MAMA. IM SWOL-LEN ist der nachtschwarze Zwilling von Obersts Hauptwerk. Befasste sich dessen viertes Album mit der emotionalen und politischen Entfremdung im Post-9/11-Amerika, wendet sich Tim Kasher seinen Lieblingsthemen, der sexuellen Entfremdung und der Sinnsuche, zu. Im Gegensatz zum experimentellen und von Bläsern überladenen Vorsänger HAPPY HÜLLÜW widersetzt sich das neue Album einer Einordnung. Auf klassische Emo-Rock-Songs wie „In The Now“ folgen sanfte, ausgefallen instrumentierte Balladen und Folk-beeinflusste Popsongs. Elektronische Schnipsel und Samples kommen zum Einsatz. Klagte „Dorothy With 40“ noch laut und krachig Tagträumer an, so webt Kasher nun selbstreflexiv sein Versagen als Erwachsener in Popsongs. Die One-Night-Stands und untreuen Freundinnen von THE UGLY ORGAN stecken nun in disfunktionalen Ehen, Sexualität ist nur noch Zeichen von Macht und Langeweile. Jenseits der Teen-Angst wartet Nietzsches Abgrund -„I’m M my best when I’m at my warst“, singt Kasher on „From My Hips“. Die Menschen sind erwachsen geworden, die Dunkelheit hat sich verlagert – doch sie ist immer noch da und wird es immer sein. Das weiß Kasher, und das macht dieses Album zu seinem besten seit Jahren.
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