The Long Blondes – Singles :: Sampler und Compilations

Die Wahrheit über so genannte Journalisten-Hypes: Es gibt noch viel mehr Bands, die es verdienen würden, „gehypt“ zu werden. Aber es gibt zu viele Bands, als dass ein normaler Mensch ihrer habhaft werden könnte. Als Trotzreaktion auf dieses natürliche Unvermögen wird dann gerne die Mär vom Journalisten-Hype bemüht; Bands, die derart stigmatisiert werden, rutschen guten Gewissens über die Aufmerksamkeitsgrenze. The Long Blondes aus Sheffield hätten mit ihren beiden exzellenten Alben SOMEONE TO DRIVE YOU HOME (2006) und COUPLES (2008) viel mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihnen zu Lebzeiten zugekommen ist. Daran wird auch SINGLES nichts ändern, das in England bereits am 20. Oktober 2008 veröffentlicht wurde, dem Tag an dem die Band ihre Auflösung bekannt gab, weil Gitarrist Dorian Cox nach einem Schlaganfall im Sommer desselben Jahres nicht mehr in der Lage war, sein Instrument zu spielen. Die Compilation enthält die Tracks aller frühen Singles der Band, bevor diese beim Rough-Trade-Label untergekommen ist – und sie ruft die Größe der Long Blondes in Erinnerung und ihre Fähigkeit, Indie das zu geben, was ihm an allen Ecken und Enden fehlt: das richtige Maß an Pop, Glamour und Sexyness. Größtenteils das Verdienst von Sängerin Kate Jackson, deren Stimme sich elegant zwischen den Polen Siouxsie Sioux (mehr) und Debbie Harry (weniger) bewegt und den teils rumpeligen Popsongs ihr Alleinstellungsmerkmal verleiht. Manchmal klingen The Long Blondes wie die Schnittmenge aus den frühen The Fall und Gang Of Four („Autonomy Boy“), manchmal wie eine 50er-Jahre-Doo-Wop-Band („Polly“). Für das windschiefe „Dans“ möchte man ihnen posthum den The-Cramps-Gedächtnisorden verleihen. Dazu gibt es den bisher unveröffentlichten Song „Peterborough“ und „Separated By Motorways“ in einer Demo-Version.

VÖ: 17.4.

www.thelongblondes.co uk