PJ Harvey & John Parish :: A Woman A Man Walked By
Rock zwischen Abgrund und Abrechnung. Man kann sich trefflich darüber streiten, welche PJ Harvey besser ist. Die für den großen Auftritt bereite Bardin, die mit STORIES FROM THE CITY, STORIES FROM THE SEA am Mainstream kratzt? Oder doch die in Isolation gnadenlos persönlich werdende Poetin? Eigentlich kann man sich die Diskussion sparen. Kalt lassen kann diese Frau einfach nicht. Ihre zweite offizielle Kollaboration mit Gitarrist/Multiinstrumentalist John Parish dürfte vornehmlich Freunden der intimen PJ entgegenkommen. Wiederum betreibt sie Seelenschau, geht sie Dingen auf den Grund, durchlebt sie autobiografisch anmutenden Schmerz und verzichtet auf Brimborium. Aber es reduziert sich nicht so ganz bis aufs Gerippe der Songs wie auf dem Vorgänger WHITE CHALK.
Ja like to take you to a place I know, my black hearted love“, erklärt Harvev, was Parish prompt
dazu animiert, seine Kratzgitarre herauszuholen. Das erinnert fast an die raue Renitenz frühererTage, an RID OF ME zum Beispiel. Es folgt ein Ausflug in die Geografie. „California killed me“, lässt uns Harvey mit schauerlicher, von Pein zerriebener hoher Mädchenstimme wissen. Im Hintergrund baut sich langsam Spannung wie in Kompositionen von Ennio Morricone auf. Parish hat ein überragendes Gespür für das, was diese Frau braucht. Bei „April“ stehen einem allein schon wegen der Kirchenorgel die Nackenhaare zu Berge, und wenn Harvey dann noch richtig aus sich herausgeht und bei ihr wirklich die letzte Pore blutet, ist endgültig Schluss mit Widerstand. Bleibt noch der Titelsong zu erwähnen. Es ist ein finsterer Monolog einer manischen Männerhasserin, die sich tollwütig über „chicken liver balh* beschwert und angeekelt „I want your facking ass“ schreit. Man rätselt über Motive, Sinn und Zweck. Kalt lassen kann das indes niemanden. Wieder mal nicht.
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