The Singles
Der Pressetext zu „Good Time“ (Verve/Universal) informiert uns darüber, dass Brazilian Girls „Amerikas erfolgreichste Elektro-Pop-Band“ sind. Das – sag ich jetzt mal – hilft leider nicht viel weiter bei der Beurteilung dieser Musik. Das ist schon ein ohrwurmiger Track, so wie The Teenagers ohne schweinische Texte, aber auch nicht mit derselben Kraft dahinter. Der „Kemix Hy uipio kommt mit den üblichen, erwartbar unerwarteten Soundspielereien daher.
Ein(e) ganz andere(s/r) Kaliber/Hausnummer/Brocken ist dagegen der Brite (Christopher Stephen) Clark, der im vergangenen Jahr mit seinem Album Turning Dragon das legendäre Warp-Label an seine Vergangenheit erinnerte, eine der führenden Schallplattenherstellungsmarken abenteuerlicher, fortschrittlicher elektronischer Musik gewesen zu sein. Clarks EP „Growls Garden“ (Warp/Rough Trade) bietet einiges zwischen Dancefloortauglichkeit (im Titeltrack gibt ’s sogar Gesang), vertrackter, verschachtelter, ungerader Abenteuerlust und Future-HipHop.
Seit ein paar Tagen erreichen mich von der zuständigen Schallplattenfirma diverse E-Mails mit diversen Fotos von Alesha Dixon, die am gleichen Tag geboren wurde wie ich – nur 16 Jahre später. Auf diesen Bildern ist die/das britische Sängerin/TV-Frau und Model ziemlich leicht bekleidet und untenrum mit ziemlich viel Haut zu sehen. Wahrscheinlich wollen die von der zuständigen Schallplattenfirma mich in Erwartung hormoneil bedingter körperlicher Reaktionen weich klopfen, damit ich die Single „The Boy Does Nothing“ (Asylum/Warner) hier in diese Rubrik aufnehme. Nein, das wird denen nicht gelingen.
Obacht: Bitte vormerken! Bei First Aid Kit handelt es sich um Johanna und Klara Söderberg, zwei Schwestern, 18 und 15 Jahre ah, aus den Stockholmer Suburbs. Die beiden stellen die beste Freak’n’Weird- Folk- Musik her, die seit geraumer Zeit die Schallplattenläden von innen gesehen hat. Auf der „Drunken Trees EP“ (Wichita/Cooperative Mu sie/Universal), die in Schweden schon seit April 2008 die Plattenläden von innen sieht, spuken die Geister von Joanna Newsom, Devendra Banhart und Vashti Bunyan herum. Das ist ganz großartige, versponnene Musik. Und eine Coverversion von “ Tiger Mountain Peasant Song“ von deiner Lieblingsband, den Fleet Foxes, ist auch drauf.
Kurz bevor Hell sein magnum Opus TEUFELSWERK veröffentlicht, verrät er mit der 12-Inch „The Angst“ (International Deejay Gigolo Recordings/Rough Trade), wohin die Reise gehen könnte. Der über 13-minütige, zweigeteilte Titelsong der Single lässt aktuelle Referenzhöllen in der elektronischen Musik aktuelle Refcrenzhöllen in der elektronischen Musik sein und schaut mit dem Blick zurück nach vorne. Ein atemberaubender musikalischer Trip – psychedelisch, krautig, magisch, beizeiten mehr „Rock“ als Elektronik. Der „Henrik Schwarz Remix“ fügt Teilaspekten des großen Ganzen eine soulige Note hinzu.
Der Lieblings-Elektronik-Act vom sachverständigen Radiohead Thom Yorke, Modeselekter. schließt die I2-Inch-Remix-Serie des auch schon anderthalb Jahre auf dem Buckel habenden, aber nichtsdestoweniger immer noch sehr guten Albums HAPPYBIRTHDAY! mit „Happy Birthday! Remixed #3″ (BPitch Conlrol/Rough Trade) ab. Darauf verwandelt Ed-Banger-Mann Feadz den Track “ Suckerpm“ in einen galoppierenden Post-Disco-Smasher mit weniger Electro-Rockismen als erwartet. Der „Sirinsmo Remix“ von „2000007“ holpert auf einem hiphoppig-Gnme-igen Beat daher. Denselben Track gibt ’s dann auch noch im sehr technoiden „Paul Kalkbrennens Tap Somc Bong 2009 Remix“.
Die kalifornischen Folkies Port O’Brien „launchen“ eine Serie von vier 7-Inch-Smgles, die den Jahreszeiten gewidmet sind. Losgeht’s mit „Winter“ (City Slang/Universal), dessen Thema gerade noch ein paar Tage aktuell ist. „The Whiskey Song“ ist eine halbdunkle Gänsehaut-Ballade, mehr traditioneller Folk als Neo. „Is This really What It’s Come To“ arbeitet dagegen sanft psychedelisierendden “ Indie“-Faktor der kalifornischen Band heraus – ein bisschen wie The Jesus And Mary Chain bei der Wanderung durch die Sierra Nevada.
Vielleicht erleben wir ja im Zuge des Techno! IDM-Revivals gerade die Geburt eines neues Techno/IDM-Wunderkinds. Ryan Lee West heißt der Mann hinter Rival Consoles und „The Decadent EP“ (Erased Tapes/Indigo) seine jüngste musikalische Äußerung. Wie sich hier impressionistische Streicherarrangements über expressionistische, vertrackte und gebrochene Beats erheben, ist schon einmalig. Wer da zeitweise an den mittleren Aphex Twin denken muss, liegt so falsch nicht, aber auch der Geist von mittelallen Bahnbrechern wie Orbital spukt durch diese Tracks.
Zu einer veritablen Stammgästin in dieser Rubrik hat sich die Schwedin Robyn entwickelt, deren Album ROBVN (200.5 in ihrer Heimal erschienen) gefühlt mehr Singles abgeworfen hat, als Lieder drauf sind: zum Beispiel „Who’s That Girl“ (Ministry Of Sound/Edel), bei dem es sich Gott sei Dank nicht um das gleichnamige doofe Lied der doofen Madonna handelt, sondern tun einen sonnigen Tanz-Pop-Song. Sehr zu empfehlen auch: der elektrorockende „Styrafoam Remix“ davon. Übrigens: Dieses Lied von Alesha Dixon weiter oben ist gar nicht so schlecht. Vor allem der „Fred Falke Remix“.
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