Anna Ternheim – Leaving On A Mayday

Sie hat Architektur studiert, beherrscht mehrere Sprachen, reist durch die Welt und hat zwei erfolgreiche Alben veröffentlicht. Was sie nicht davor bewahrt, ein Trauerkloß zu sein – mit unzähligen gescheiterten Beziehungen, einem gestörten Verhältnis zur Liebe und einem Hang zu Melancholie und Morbidität. Weshalb es fast amüsant ist, dass Anna Ternheim ihr drittes Album als ihr bislang fröhlichstes und optimistischstes bezeichnet. Denn in den Texten geht es weiterhin um zwischenmenschliche Dramen, die sie nicht verarbeiten kann („What Have I Done“), um Angst vor partnerschaftlichen Verpflichtungen („Terrified“) und einsame Tage im Bete („Black Sunday Afternoon“). Was spätestens dann besorgte Fragen aufwirft, wenn sie in „Let It Rain“ von einem „fine summerpain“ säuselt. Weshalb auch die Musik, die in Zusammenarbeit mit Björn Yttling (Peter Björn & John) entstand, allenfalls verhalten positiv klingt. Etwa im druckvollen Indie-Rocker „Losing You“, bei dem Sonic-Youth-Drummer Steve Shelley und Gitarrist Matt Sweeney gastieren. Ansonsten dominiert auf LEAVING ON A MAYDAY einmal mehr das Düstere, Melodramatische und Vertrackte. Was zwar deutlich mehr Groove aufweist als in der Vergangenheit, aber immer noch von orchestriertem Schwermut, knarzigem Sicko-Blues und kakophonischer Avantgarde lebt. Da ist Ternheim voll in ihrem Element und schmachtet sich durch einen 10-Song-Parcours – auf der Suche nach Liebe, Halt und Geborgenheit, die sie partout nicht findet.

VÖ: 13.2.

www.annaternheim.com