Marissa Nadler – Litte Hells

Wo kommt diese Stimme her? Garantiert nicht aus dem Hier und Jetzt, aus einem Workshop für Gothfolk oder Shoegaze. Viel zu profan. Eher schon aus den Traumtänzeleien einer erklärten Traditionalistin. Marissa Nadler spielt Gitarre, seit sie 15 ist, sie eiferte ihrem Vorbild John Fahey nach und entwickelte eine grandiose Fingerpicking-Techntk; ihr Tribut an den Blues. Dazu kommt ein Wurlitzer-Piano, das Songs wie „Heart Paper Lover“ und „Loner“ diesen spooky Sound verpasst, der auf direktem Wege in die Bilderwelt des amerikanischen Albtraums führt: eine Achterbahnfahrt im einsamen Vergnügungspark bei Nacht, von David Lynch inszeniert. Wenn Nadler aber die komplette Band einspannt und sich in weiteren Dream-Pop-Sphären versucht, beginnen die Songs auseinanderzubrechen („Mary Come Alive“). Der Einsatz von Percussion reißt diese Musik aus ihrem Universum, aus dem permanenten Schwebezustand, in dem die Geschichten über Unglück, über Tod und Gespenster erst eine größere, übersetzbare Bedeutung erlangen. Im Titelsong hören wir die Sängerin nur mit ihrer Gitarre (zum Ausklang eine Orgel). Und weil Nadler außerordentlich schön singen kann, füllt das jeden vorstellbaren Raum. Mehr braucht diese Platte nicht. Mehr bietet sie glücklicherweise über weite Strecken aber auch nicht.

Vö: 27.2.

www.marissanadler.com