The Smiths :: Single-Box

Die zwölf 7-Inch-Singles aus der wichtigsten Phase der stilbildenden Indie-Pop-Band in einer Box.

Es ist einewig gültiges Popgesetz: Die Erkenntnisse ideologischer Diskussionen zwischen den Anhängern scheinbar unvereinbarer Genres relativieren sich im Lauf derjahrzehnte. Einerseitsdurch Neubewertungen aufgrund von aktuellen „Trends“, die sich auf ehedem verachtenswerte Genres beziehen, und vor allem durch den nostalgisch verklärten Blick zurück – vor dem niemand sicher ist, auch nicht die Post-Punk-Generation, die einst angetreten war, ohne Sentimentalitäten und Nostalgien. The Smiths ais Gegenentwurf zu den modisch und musikalisch vom Dance-Pop dominierten, schrillen, exhibitionistischen und technisierten 8oer-Jahren man darf in Zeiten, in denen die 80er von aktuellen Bands ausgebeutet werden wie nur was, zitierend, ironisierend und ganz ernst gemeint, über den ehrbaren Versuch der Smiths, ab 1982 zu den musikalischen Wurzeln zurückzukehren, schmunzeln. Wobei wir das Adjektiv „handgemacht“ im Zusammenhang mit der Musik der Smiths bewusst vermeiden wollen. Es bleibt eine historische Wahrheit, dass The Smiths, vor allem der Songwriterpartnerschaft Morrisseys und Johnny Marrs geschuldet, den modernen Gitarren-Pop wenn schon nicht „erfunden“, zumindest aber ins Spiel gebracht haben. Imjahrzehnt nach ihnen sollte Musikwie ihre den musikalischen Mainstream in England bestimmen: The Stone Roses, Oasis, Blur, Suede, die frühen Radiohead. Dem „back to basics“ der Smiths inkl. 6oer-Jahre-beeinflussten Gitarrenpops, den Plattencovern in Schwarzweiß-Ästhetik mit den Jugendhelden Morrisseys lag keine einem geheimen Subtext verpflichtete Motivation zugrunde, die manchen „Retro“-Trend erträglich macht, sondern einfach die Sehnsucht nach einer vermeintlich besseren Zeit/Welt, die der am 22. Mai 1959 geborene Stephen Patrick Morrissey in seiner Kindheit in den 6oer-Jahren offensichtlich wahrgenommen/erlebt haben muss. Nicht ohne eine gewisse Naivität thematisierte Morrissey in seinen Texten sozialromantisierend die Belange des „kleinen Mannes“, ätzte gegen Thatcher-England und sprach sich fürden Vegetarismus aus. Wie jede große Band der Popgeschichte wirkten The Smiths identitätsstiftend. indem sie der Teenage Angst ein Forum gaben – den Widerspruch zwischen dem Wunsch nach Anerkennung und dem selbst gewählten Außenseitertum, Fragen der sexuellen Orientierung, das ewige Draußensein zum Thema machten. Die Singles box enthält zwölf 7-Inch-Vinyl-Singles im Original-Coverartwork: die ersten zehn Singles der Smiths von „Hand In Glove“ (1983) bis „Bigmouth StrikesAgain“ (1986) plus „Still III“, ursprünglich 1984 als vierte Single geplant und damals nur als DJ-Promo veröffentlicht, sowie „The Headmaster Ritual“ (1985) mit dem in Holland erschienenen „Cowboy-Cover“, die als seltenste der kommerziell veröffentlichten Smiths-Singles gilt. The Smiths haben sich immer als Singles-Band verstanden. Diese 24 Lieder aus drei Jahren reichen auch aus, um ein altes Vorurteil überdie Band aus Manchester nachdrücklich zu bestätigen: das von den Smiths als den Schöpfern grandioser Popmusik, die außerhalb der Zeit steht.

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