Peter Green – The Anthology

Gemeinhin gelten Pink Floyds Syd Barrett, Moby Grapes Skip Spence und 13th Floor Elevators Roky Erickson als Opfer des im „Summer Of Love“ grassierenden LSD-Wahns. Zahlten sie doch einen hohen Preis für allzu intensive Experimente: Verlust der geistigen Gesundheit. Auch PeterGreen, Initiator der späteren Stadion-Darlings Fleetwood Mac, sah sich nach Genuss einer hohen Dosis LSD seiner psychischen Fähigkeiten beraubt. Als Fleetwood Mac im März 1970 zwei Auftritte in München absolvierten, wurde Green von Deutschlands prominentesten Kommunarden Uschi Obermaier und Rainer Langshans auf das Landschloss der Highfisch-Kommunenach Landshut eingeladen – und nahm bei einem Happening anscheinend irreparablen Schaden. An den Spätfolgen leidet der Gitarren-Virtuose, der vier Jahre zuvor Eric Clapton bei John Mayalls Bluesbreakers ersetzt hatte, noch heute: „I went on a trip, and neuer come back“ Künstlerische Ambitionen verfolgte er mit Unterbrechungen trotzdem weiter, wie das in enger Kooperation mit Green von Kompiler John Crosby konzipierte 4-CD-Set ANTHOLOGY auf 64 zum Teil raren Songs und in bebilderter Biografie unterstreicht. Was für ein Talent da heranreifte, belegen nicht nur Aufnahmen mit Peter Bardens’s Looner 1966. sondern vor allem sechs Songs seines kurzen Intermezzos in Mayalls Bluesbreakers. Greens geisterhaftes Instrumental „The Supernatural“ klingt wie ein frühes Skript zum Megahit „Albatross“, der Fleetwood Mac 1968 schließlich aus der Obskurität des British Blues Boom befreite. Unvermittelt saß das Quintett plötzlich an der Spitze der internationalen Rock-Szene. Reinem Blues-Purismus frönte man in Kollaborationen mit Kollegen wie Duster Bennett, Eddie Boyd, Walter Horton, S. P. Leary und Otis Spann. Paradoxerweise entfernten sich weitere Klassiker aus Greens Feder immer mehr vom 12-taktigen Schema: „Black Magic Woman“ im Latin-Jazz-Rhythmus wurde wenig später von Santana gecovert, „Oh Well Part i&2“ ging als akustisches Meisterwerkspanischer Flamenco-Kunst in die Pop-Annalen ein, und das schwer psychopathische Soziogramm „The Green Manalishi (With TheTwo Prang Crown)“ tönte in prophetischer Hartmetall-Version um Klassen besser als Judas Priests Version eine Dekade später. Drohendes Unheil kündigte sich im Text der Ballade „Man Of The World“ an: „I wish that I never been born“ -zu viele Eindrücke in zu kurzer Zeit konnte PeterGreen nicht mehr verarbeiten.Schon geraumeZeit vor dem Bruch im Mai 1970 zeigte sich Green verhaltensauffällig: Trat in mönchsartiger Maxikutte mit riesigem Holzkreuz auf. wollte sämtliche Einnahmen wohltätigen Zwecken spenden und kapselte sich von den restlichen Fleetwod-Mac-Mitgliedern ab. Einem eigensinnigen Solowerk namens the end of the came noch im Jahr der Trennungfolgteeinevon Mythen umflorte lange Pause: Als Friedhofsgärtner, aberauch in einem Kibbuz in Israel soll Green zwischen regelmäßigen Klinikaufenthalten gearbeitet haben. Erst im Jahr 1979 gelang ihm mit dem Album in the ski es ein Comeback, dem sporadisch weitere folgten. Mit der Mitte der goer-Jahre ins Leben gerufenen Splinter Group, deren nicht immer geglückte Aufnahmen den Hauptanteil von CD vier einnehmen, lieferte Peter Green zumindest bis 2004 wieder kontinuierliche Arbeitab.

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