The Move – Anthology 1966-1972

Beat, Psychedelia: eine Band, die an der eigenen Vielseitigkeit scheiterte.

Schon zu ihren Lebzeiten wurde die britische Formation sträflich unterbewertet, aber auch mehr als 36 Jahre nach ihrer Auflösung gelten The Move noch immer als exotische Außenseiter. Als Falle erwies sich für das Quintett aus Birmingham die von Anbeginn an praktizierte Vielseitigkeit. The Move wechselten im halbjährlichen Turnus Stil und Image, wie nicht nur die 62 zum größten Teil raren Tracks der 4-CD-Boxantholocy 1966-1972 veranschaulichen, sondern auch eine ausführliche Biografie beschreibt sowie zahllose seltene Fotos illustrieren. Wie eine Horde Vandalen fiel die aus lokalen Bands zusammengewürfelte Truppe 1966 in London ein. Mit Manager Tony Seeundaals Hype-Organisator profitierten The Move in ihren Gangster-Anzügen vom noch aktuellen Mod-Appeal, zertrümmerten in Who-Manier bei Auftritten TV-Geräte und Autos. Binnen weniger Monate tummelte sich das von Tschaikowskis „1812 Overtüre“ abgekupferte Single-Debüt „Night Of Fear“ in den britischen Top 10, gefolgt vom Psych-Beat-Freak-Out I Can Hear The Grass Grow“ und der Hippie-Parodie „Flowers In The Rain“. Im Summer Of Love zeigte sich die von Multiinstrumentalist Roy Wood und Sänger Carl Wayne gegründete, mit Trevor Bu rton (g). Chris „Ace“ Kefford (bg) und Bev Bevan (dr) komplettierte Band in Kaftanen. The Move brillierten mit Talenten, von der die Konkurrenz nur träumen konnte. Astreiner vierstimmiger Gesang in Kombination mit Woods Händchen für Ohrwürmer hätt edie Band auf den Brit-Pop-Thron hieven können. Stattdessen gab es Grabenkämpfe, Drogenopfer und ein sich immer schneller drehendes Besetzungskarussell. Pünktlich zukünftigen Rock’n’Roll-Revival-Single „Fire Brigade“ erlitt Kefford eine LSD-Psychose. Burton musste gezwungenermaßen auf den Bass umsteigen. Nach dem ersten und einzigen Nummer-eins-Hit mit der majestätischen Prä-Gothic-Rock-Hymne „Blackberry Way“ zu Weihnachten 1968 wechselten The Move für das zweite Album shazam erneut die Marschrichtung: Statt gewohntem Skurril-Pop gab’s mit „Hello Susie“ und „Don’t Make My Baby Blue“ knalligen Heavy Metal. Ein Konzept, das als Erstem Trevor Burton auf den Magen schlug. Carl Wayne floh nach der Pop-Single „Curly“ als Nächster, als Wood darauf beharrte, seine Songs von nun an selbst zu singen. Noch mehr Experimente wagte das durch Bassist Rick Price und Gitarrist Jeff Lynne aufgestockte Quartett mit Metallischem à la „Brontosaurus“,“When Alice Comes BackToThe Farm“ und „Turkish Tram Conductor Blues“. Doch der Longplayer lookincon mit Metal und sinfonischen Streichern vermochte sich gegen Led Zeppelin, Deep Purple und Uriah Heep nicht durchzusetzen, nahm aber in groben Zügen schon die nächste Entwicklunsstufe(das£lectric Light Orchestra) vorweg. Nach dem Versuch, auf dem letzten Album messace from the country Mittelalterliches zu integrieren, geriet zumindest das Grande Finale in Form der puren Dosis Rock’n’Roll von „California Man“ versöhnlich.

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