Matt Elliott – Howling Songs

Das Kübler-Ross-Modell, benannt nach der amerikanischen Pionierin der Sterbeforschung, beschreibt die Auseinandersetzung mit dem nahenden Tod in fünf Phasen: Verleugnen, Wut, Kooperation, Depression und Akzeptieren. Die psychologische Analyse von Elisabeth Kübler-Ross‘ wurde zuletzt sogar zur Beschreibung der aktuellen Finanzkrise bemüht. Dass das Modell jetzt auch noch Pate für einen Song des britischen Avantgardemusikers Matt Elliott stand, ist vielleicht noch überraschender. Und was für ein Song das ist: ein elfminütiges, aufbrausendes, hin und her wogendes Stück Folkmusic, das um eine einzige Melodie kreist und diese mit verkratzten Gitarrenklängen in neue Dimensionen treibt. Nach Drinking Songs und Failing Songs bringt Matt Elliott seine schwarze Folk-Trilogie mit Howling Songs nun konsequent zu Ende: Es geht wieder extrem stimmungsvoll zu auf dem Spielplatz des Scheiterns. Elemente der griechischen Folklore und Flamenco-Gitarren sind in Matt Elliotts Songs zu entdecken, die in ihren früheren Leben sozialistische Arbeiterlieder gewesen sein müssen. Nur hat jemand sie jetzt so weit aufgedreht, dass es in den Spitzen radikal klirrt und scheppert. Matt Elliott findet in der Dekonstruktion ein Mittel der Dramatik und gibt hintendran den Anarcho-Ratgeberin der Kapitalismuskrise: „If you’ll top yoursel anyway / Why not bomb the stock exchange?“ Mit der experimentellen Beatmusik der Third Eye Foundation, die jahrelang Matt Elliotts musikalisches Herzstück darstellte, hat das allerdings nicht mehr viel zu tun.

www.thethirdeyefoundation.com