John Legend – Evolvee

Es ist als Musiker im gegenwärtigen Amerika sicher nicht leicht. Kunst und Politik auseinanderzuhalten oder zumindest so dezent zu verbinden, dass man nicht in die Rolle des musizierenden Botschafters abrutscht. John Legend jedenfalls scheint damit auf seiner neuen Platte einige Probleme zu haben. Dabei war ihm auf seinen ersten beiden Alben ein bemerkenswerter Spagat aus anspruchsvollem Neo-Soul und chartstauglichem Pop gelungen; eine Mischung, die sich aus John Legends klassischer Musikausbildung, seinem erstaunlichen Gespür für gute Songs und Kumpel Kanye West an den Reglern speiste. Im letzten Jahr sang Legend beim Demokratenliedchen „Yes We Can“ mit und taucht seither immer häufiger solo oder auch als Redner auf den Bühnen der Obama-Kampagne auf. Politisches Engagement in allen Ehren, doch seine neue Platte leidet dramatisch unter dem neuen Sendungsbewusstsein: Aufgebauschte Balladen wie If You’re Out There“ klingen arg nach platter Emotionsheischerei in der Wahlredepause. Andernorts, wie im quirligen „Green Lights“, angereichert mit Rap-Parts, digitalen Handclaps und anderen lustigen elektronischen Schnörkeln von Kanye West, Will I Am, Andre 3000 und Pharell Williams, ruht sich Legend gar auf einer einzigen Melodie aus. Einige Klavierkompositionen aus der alten Soulballaden-Schule wie „Good Morning“ retten ihn jedoch letztlich vor einer wirklich schwachen Platte. Gerade noch mal gut gegangen.

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