Bernhard Eder – Tales from the eastside

Wo kommen die nur auf einmal alle her? Was in den letzten Jahren alles an Lonesome-Wunderkind-Pop-Phänomenen mit einer zumindest interessanten Platte auf uns niedergeregnet ist. das muss man erst einmal verkraften: Florian Horwath, The Marble Man, Get Well Soon, Sir Simon Battle, Soap&Skin-um nur

ein paar von denen zu nennen, deren Alben in letzter Zeit für einiges Aufsehen sorgten. Bernhard Eder ist jetzt wieder so ein Fall: ein noch ziemlich junger Österreicher, zeitweise in Berlin ansässig gewesen, der weitgehend allein ein Album (sein zweites) fabriziert hat, das einen erst mal staunen macht. Hier schrammelt nämlich nicht nur einer auf seiner Gitarre und singt ganz hübsch dazu, das hier ist ziemlich aufwändig arrangierter Singer/Songwriter-Indie-Pop, der sich an den ganz großen Vorbildern orientiert. An den größten, wenn man so will. Schon die ersten paar Takte vom Opener „Living In Oblivion“ gemahnen mit einer solch natürlich anmutenden Selbstverständlichkeit an Nick Drake, dass das einfach nur Absicht sein kann. Auch später hört man Drake aus so manchem Streicherarrangement heraus. Der Camp-Akkordeon-Walzer-Takt in „Polen#2“ lässt indes an Rufus Wainwright denken, bekanntlich einer der grollten Songwriter unserer Zeit, und manchmal erinnert Eders Gesang auch an Thom Yorke zu OK-COMPUTER-Zeiten. Das soll nun aber wirklich nicht heißen, dass sich Bernhard Eder auf TALES from the eastside mit reinem Epigonentum begnügt. Er leiht sich vielmehr von den Großen (das ist auch nicht verboten!) und schafft es, die zehn Stücke auf tales from the EASTSiDE zu einer richtig guten, stimmigen Singer/Songwriter-Platte zusammenzufügen. Erkenntnis: „We formed a band“, das war früher einmal. Heute gehen die Jungs (und Mädchen) allein ihren Weg. Wenn so etwas wie dieses wunderbare Album dabei rauskommt: gerne.

>» CD IM ME S. 43 >» www.myspace.com/bernhardeder