Restlicht von Jochen Rausch

Sommer 1975 in einer Kleinstadt an der Grenze zur DDR: Peter Blum liebt Astrid. Astrid mag (auch) Peter,die Rockband Crest donnert durch die Turnhallen der Provinz, und Peter macht Fotos. Auf vielen davon ist Astrid zu sehen, auf einigen die Band, auf einem ein geheimnisvolles Mädchen. Dann verschwindet Astrid, Peter flieht vor seiner unerfüllten Liebe in die USA; zurück bleibt ein ungelöstes Rätsel. 30 Jahre später; Peter kehrt zurück, um seinen todkranken Vater noch einmal zu sehen, die Band dröhnt immer noch (ganz für sich), ein Skelett wird gefunden, und da ist die Vergangenheit wieder-holt Peter Schritt für Schritt ein, am Ende löst sich das Rätsel auf schaurige Weise… Der Debütroman des Musikers und Radiomannes Jochen Rausch ist ein sehr typischer Krimi, zugleich aber auch eine Annäherung an die Frage, was passiert, wenn gemeinsame Lebenslinien sich trennen, abbrechen, weiter- und wieder zusammenlaufen. Zweiteres Thema scheint den Autor im Verlauf der Erzählung indes immer weniger zu interessieren; es wird verdrängt von „Wer war’s?“-Spannung. die auch den Leser fesselt, bis endlich alles geklärt ist. Leider hat das Buch viele Schwächen, kleine und größere. Sprachlich kommt es kaum über Serienkrimiformat hinaus, mit einem außergewöhnlichen Hang zum tausendfach über die Seiten gesprenkelten falschen Konjunktiv, einer gewissen Neigung zum Klischee und zu Privat-TV-Versatzstücken. Da hätte ein aufmerksames Lektorat helfen können. Unheilbar jedoch ist der Bruch des erzählerischen Rückgrats, indem sich ab Seite 91 unvermittelt der Ich- mit mehreren anderen Erzählern abwechselt, von denen wir nicht erfahren, wer sie sind, so dass man die Einschübe aus der Vergangenheit erst als Spekulationen von Peter Blum liest, dann versteht, dass da noch wer mitspricht, und zusehends in Verwirrung gerät, zumal eine Verbindung der Erzählstränge ausbleibt. Mag sein, dass es Mühe erfordert hätte, die ganze Geschichte aus plausibler Perspektive zu schildern. Das wär’s aber wert gewesen. >» www.jochenrausch.com