Triksta von Nik Cohn
Sich der Begrenztheit der eigenen zeitlichen Anwesenheit auf Erden bewusst zu werden, kann seltsame Entscheidungen nach sich ziehen. Nik Cohn, dereinst mit dem provokanten Pamphlet „Pop From The Beginning“ (1969, deutsch: „A Wop Bopa LooBop A LopBam-Boom“) berühmt wurde, nach einer kurzen Experimentalphase als Schweinezüchter die Reportagevorlage zu „Saturday Night Fever“ schrieb und sich irgendwann Ende der 70er oder Anfang der 80er an einer verschmutzten Drogennadel mit Hepatitis infizierte, trieb die Erkenntnis der Endlichkeit des Lebens dazu, sich in New Orleans als Hiphop-Produzent zu versuchen. Es war eine Schnapsidee, die dem Starreporter keinen Erfolg, aber jede Menge Spott eintrug, bis Cohn schließlich zu dem zurückkehrte, was er kann: schreiben. Be-Schreiben. „Triksta“ warsein Spitzname in der Rap-Community von New Orleans, die er vor den Verheerungen durch den Hurrikan Katrina wieder verließ und über die er in seinem Buch berichtet- mit spürbarer Liebe zu der merkwürdigen, einmaligen, durch das Katastrophenmanagement der Bush-Regierung für alle Zeiten verlorenen Stadt, glühender, aber durchaus kritischer Empathie für ihre zum Verlieren verurteilten Bewohner, ohne Selbst-und andere Ironie, dafür mit ungeheurer Aufmerksamkeit für sieht- und spürbare Details und große Bögen und ohne Scheu vor kontroversen Urteilen. Ein Buch, das sich wie ein historischer Tatsachenroman aus der(Fast-noch-)Gegenwart liest (Cohns Vater war übrigens Historiker), mehr Einblick in die Träume, Sehnsüchte, Irrtümer und Hoffnungen hinter der Musik liefert als tausend Biografien von der Stange – und dazu noch mordsmäßig spannend zu lesen ist.
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