Wie es Gott gefällt von Niccolo Ammaniti
Literatur, die einen Zweck verfolgt, ist irgendwie verdächtig. Niccoló Ammaniti, für diesen Roman mit dem „Premio Strega“ ausgezeichnet, macht keinen Hehl daraus, worauf er aus ist: Mehrere seiner Bücher wurden verfilmt, dieses ist so nahe an einem Drehbuch, dass man die Schnitte beim Lesen auf einer inneren Leinwand zu sehen meint. Seltsamerweise nimmt man das dem Autor jedoch nicht übel, nicht mal die karge, nahezu unliterarische Sprache, in der er seine Geschichte mehr reportiert als erzählt-allerdings haben Übersetzerin und Lektorat der deutschen Ausgabe derart schluderig gearbeitet, dass empfindsame Sprachliebhaber in Sorge um ihre Kopfbehaarung vielleicht lieber den Kinostart oder die DVD-Ausgabe abwarten sollten. Haarsträubend ist die Geschichte in jedem Fall: drei Alkoholiker(einer Nazi,einer durch einen Blitzschlag verkrüppelt, der dritte seitdem vermeintlich selbstverschuldeten Tod seiner Tochter von der Frau getrennt und in Elend, Selbstmitleid und Asozialität versumpft) planen einen Geldautomatenraub mit einem Traktor, den Sohn des Nazis zerreißt es zwischen Abscheu vor und Liebe zum Vater, ein ebenfalls nicht oft trockener Sozialarbeiter liebt die Frau seines besten Freundes, zwei Teenager-Mädels verwahrlosen zielstrebig. In einer einzigen Sonntagnacht laufen alle diese Pläne. Träume und Verirrungen in einer katastrophalen Verkettung von Schicksal, Zufall und Dummheit zusammen; ungewollt inszenieren alle Beteiligten gemeinsam eine Tragödie von Unheil. Gewalt und Tod. gegen die die biblische Geschichte von Hiob wie ein beschauliches Kindermärchen wirkt und an deren Ende alle Träume vernichtet sind. Ammaniti gelingt es indes mit seiner Vollversammlung abgrundtief unsympathischer Figuren in einer Mischung aus Altmanschen „Short Cuts“ und Coenschem Brutalo-Aberwitz nicht nur ungeheure Spannung zu erzeugen (die sich allerdings bei einigen besonders kruden Inzidenzen in Kopfschütteln und fassungslosem Gelächter entlädt); er kriegt es vor allem hin, dass man die wahnhaften Träume dieser Typen teils mitträumt und ihnen teils aus dem Kopf schlagen möchte, um sie zu erretten. So wird aus dem Roman weit mehr als ein banaler“Plot“, nämlich ein beispielhaftes Theater der Absurdität menschlichen Lebens, das allerdings-Vorsicht!-ganz und gar und überhaupt nicht (wie der Verlag vermeint) „hochkomisch“ ist, sondern brutal und ernüchternd.
>» www.niccoloammaniti.com
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