The Vines – Melodia
Jeder Diskurs über das britische Fachorgan NME beinhaltet Paraphrasierungen der These „In der einen Ausgabe ernennen sie dich zum Messias, in der nächsten nageln sie dich ans Kreuz“. Aktuellster Beleg für die notwendige Dauerwiederholung dieser Erkenntnis: das Schicksal der australischen The Vines. Lagen im Jahre ihres so gefeierten Debüts highly evolved, 2002, dem Magazin noch Aufkleber mit Sängersweetheart Craig Nicholls bei, beginnt die Besprechung zur neuen Platte mit einer Entschuldigung für das einstige Lob. Die Vines seien niemals die Rockretter gewesen, als die man sie bezeichnet habe. Man habe sich getäuscht. MELODiA habe man aber dennoch nicht verdient. Was ist hier professionelle Richtigstellung, was Aufrechterhaltung absatzfördernder Taktik? Die Grenzen sind hier, wie so oft, fließend. MELODiA ist weder sonderlich schlecht noch sonderlich gut. Nicht gut für Besitzer der ersten zwei oder drei Vines-Alben, nicht schlecht für Menschen, die noch nie in ihrem Leben Rockmusik gehört haben. Halt nichts Neues: die Ideen (Opener „Get Out“ ähnelt nicht nur im Titel dem Durchbruchshit „Get Free“), die Loudquietloud-Strukturen, die Mischung (L7-Riff, Beach-Boys-Harmonie, Paul-McCartney-Melodie). Halt eine Selbstkopie. Unterhaltsam in ihrer Kurzzeitwirkung; in ihrer Langzeitwirkung wohl aber imstande, The Vines in den Jahrzehntrückblicken von den Seiten mit den wichtigsten Figuren der ’00er auf die Spalte mit den Randnotizen zu verbannen.
VÖ:17.10.
»>www.thevines.com
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