Mudhoney – Live at El Sol

Zwanzig Jahre ist es her, als die bis dato künstlerisch eher unbedeutende amerikanische Nordwest-Metropole Seattle im Bundesstaat Washington durch das Label Sub Pop in den Mittelpunkt der Popwelt rückte. 1980 gestartet als Fanzine unter dem Namen Subterranean Pop mit beigelegter Kassette, etablierte sich die von Bruce Pavitt und Jonathan Poneman 1986 gegründete Plattenmarke rasch als innovativer Dreh-und Angelpunkt für lokalen Nachwuchs abseits des damaligen Haarspray-Rock-Mainstreams. Drei Jahre später galten Soundgarden, Screaming Trees und vor allem Nirvana als der Rock-Weisheit letzter Schluss. Auch, weil das Retro-Rock-Produkt unter Beimengung von Punk, Metal und Hardcore jetzt unter dem griffigen Synonym Grunge firmierte. Im ersten Aufschwung tummelten sich auch die nach einem kultigen Sexploitation-Streifen von Titten-Regisseur Russ Meyer benannten Mudhoney. Doch schrammelte das von Mark Arm und Steve Turner 1987 aus der Taufe gehobene und bis heute geleitete Quartett am internationalen Erfolg knapp vorbei. Zur Legende bei einer kleinen, aber eingeschworenen Fangemeinde reichte der Beinah-Durchbruch dennoch. Manch einer schwört gar Stein und Bein, dass Mudhoney eine der meist unterschätzten Bands der letzten beiden Jahrzehnte sei. Beim Gastspiel im vergangenen Jahr in Madrid wirken Mudhoney jedenfalls nicht wie in Pioniertagen schwer geschädigte und gedemütigte Veteranen, sondern explodieren mit 22 Hymnen aus unterschiedlichen Karrierephasen wie unter Strom stehende Jungspunde. Ein wenig weht der schwitzige Flanellkarohemd-Spirit von 1989 durch den Club El Sol, wenn sechs Kameras das energiegeladene Set mit Underground-Klassikern wie „Hate The Police“, „Touch Me l’m Sick“ und „Hard-On For War“ einfangen. Sänger und Gitarrist Mark Arm lässt sich von jungen Spaniern, die zum großen Teil bei Gründung von Mudhoney 1987 noch gar nicht geboren waren, feiern, als wäre er die 1994 verstorbene Grunge-lkone Kurt Cobain. Später Sieg im wenn auch kleinen Rahmen.

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