Fela Ransom Kuti – Lagos Baby 1963-1969

Die Frage im Vorfeld war nur, was diese Compilation würde enthalten können, bei geschätzten 50 bis 80 Alben und ungezählten Zusammenstellungen, nicht zu vergessen der masterplanmäßigen Wiederauflage der zentralen Werke von Fela Kuti Superstar (1938-1997) durch Barclay France kurz vor der Jahrtausendwende. Fela Kuti schien auserzählt: Sexsymbol. Soul-Messias, Pan-Afrikanist, bizarrer Sexist und Nigerias Staatsfeind Nummer 1-einer, der den Tod (lange Zeit) in Schach hielt. Gratulation an die Soul-Jazz- und Latin-Spezis von Vampisoul, diese Kuti-Compilation schließt tatsächlich noch eine Lücke in der Fela-Geschichtsschreibung und beantwortet mit knapp 40 Tracks eine hochinteressante Nebenfrage: Was hat Fela Kuti eigentlich vor der Erfindung des Afrobeat gemacht? Das Gros dieser Aufnahmen, die zwischen 1963 und 1969 entstanden, nahm Kuti mit den Koola Lobitos auf, bei vier Tracks wird Fela als Produzent notiert, die Koola Lobitos holten damals immer wieder Gast-Vokalisten ins Boot. Dieses Doppelalbum umfasst ziemlich genau die Zeit zwischen Felas London-Studien Anfang der 1960er und den ’69er Los-Angeles-Sessions, die schon unter dem massiven Einfluss von James Browns Funk und Black Power entstanden. Das hier ist aufgeputschter Highlife, Tanzmusik für die Seele, der Afro-Swing der Übergangsjahre, immer einen Tick weiter als der Rest, aber noch ein gutes Stück vom infektiösen Afrobeat entfernt, den Kuti in den frühen 7oern mit Tony Allen in Nigeria entwickelte, lagos baby erzählt die Vorgeschichte zum Mythos Kuti und deutet in drei, vier Sequenzen das an, was einmal unter dem Logo Afrobeat zu Weltruhm gelangen sollte. Hinterher sind wir schlauer und weisen auf die scharfen Bläser-Riffs in „Ajo“ hin oder die Beats in „Alagbara“, jenem Stück, das Fela Kuti seiner Mutter Funmilayo widmete. Eine seltsame prophetische Note entdeckt Max Reinhardt, Autor der Liner Notes, in den Lyrics von „Alagbara“:. „They won’t punish me in Join / they won ‚t punish me and get away with it as lang as my mother is alive.“

>» www.vampisoul.com