Gang Of Four – Songs of the free hard

Immer wieder stößt man auf diese Klage: „Hätte Punkband XY sich doch nur 1980 aufgelöst, dann wäre dieses schlimme Album nie passiert.“ Ein Großteil der Musik, die ehemalige Post-Punk-Helden im neuen Jahrzehnt veröffentlichten, krankt an Richtungslosigkeit, schlimmer Disco-Produktion und Umbesetzungen. Der Unmut führte sogar dazu, dass der 8os-0utput der meisten 70s-Punkbands nach einigen Jahren nicht mehr auf CD veröffentlicht wurde. Jeder kennt entertainment (1979) von Gang Of Four, aber wer unter 30 hat schon songs for the free 4,5 gehört? Das aber ganz zu Unrecht, denn das Album ist ein basslastiges New-Wave-Monster, das der Konkurrenz ganz schön in den Arsch tritt. Es fällt nicht einmal sonderlich ins Gewicht, dass nach Dave Aliens Ausstieg Sara Leeden Bass übernahm. Die Rhythmussektion der Band klingt heute noch besser als das, was so manche Jungspunde veranstalten, Andy Gills Gitarre schlägt wild stochernd um sich, und Jon King blafft seine Texte wütend heraus -alles wie zuvor, sieht man mal von den Backgroundsängerinnen und der Wave-Produktion ab. Warum man die ersten zwei Songs nicht mehr auf Dancefloors hört, verwundert: Auf „Call Me Up“ skandiert King „Having fun/ls my reason for living“, während das Schlagzeug und die Backgroundchöre das Stück zum Ohrwurm machen! „Love A Man in Uniform“ klingt wie die Vorgabe für das, was Bloc Party momentan versuchen, aber nicht hinbekommen. Auf „Is It Not Enough“ wird es dann sogar schön hysterisch, wie in alten Zeiten: geschrieener Text, verstimmte Gitarre-wundervoll. „Life, It’s A Shame“ wird in einem Feedbackgewitter versenkt. Dazwischen auch ein, zwei Ausfälle, aber das hindert nicht am guten Gesamteindruck. Warum im Jahr darauf aber HARD 2 folgen musste, bleibt schleierhaft. Auf dem Cover posiert die zum Trio geschrumpfte Band in matten Pastellfarben gekleidet neben der riesigen 4 des Bandnamens. Schlagzeuger Hugo Burnham wird mehr schlecht als recht durch eine Drum Machine ersetzt, der Bass ist uninteressant, die Gitarre nudelt müde vor sich hin. Die Produktion klingt flach und synthetisch, die Experimente im Bandsound laufen ins Leere. Es ist nachvollziehbar, dass Gang OfFour sich in „neue Richtungen“entwickeln und den musikalischen Horizont erweitern und gleichzeitig dem kommerziellen Erfolg näher kommen wollten. Wieso das aber ausgerechnet durch Falsett-Gesänge, müde Streicherarrangements und Keyboardbläser sein musste, bleibt schleierhaft. Das Allerschlimmste wird durch die okayen Songs „Woman Town“ und „It Don’t Matter“ verhindert. Der erhoffte Erfolg blieb aus, und so zerbrach die Band ein Jahr später. Nach mehreren Reunion-Versuchen sollte es die Originalbesetzung erst 2004 wieder zusammenbringen, und zurzeit sind Gang Of Four mit den Aufnahmen eines neuen Albums beschäftigt.

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