Joe Lovano – Symphonica

Joe Lovano kommt einfach von den Erinnerungen nicht los. Und dass seit inzwischen mehr als 20 Jahren, als er zum ersten Mal jene Filetstücke aus dem American Jazzbook für sich entdeckte, die mittlerweile auch schon überein halbes Jahrhundert auf dem Buckel haben. Diese legendären Standards von Irving Berlin bis Thelonious Monk, diese Kultstücke aus glorreichen Cool-Jazz- bis Bebop-Zeiten. Natürlich liegt Tenorist Lovano mit diesem Faible auf einer Wellenlänge mit all denjenigen, die in ihrem Jazz-Leben einmal „Stella By Starlight“ oder „Monk’s Mood“ gespielt haben müssen. Aber bei Lovano ist es stets so wie nur noch bei den Kollegen vom Keith Jarrett Trio: Das Sentimentale wird zwar umarmt, aber ihm wird nie die Luft zum Atmen genommen. Brauchte Lovano dafür oftmals nur zwei Kombattanten wie Bill Frisell und Paul Motian, ist symphonica nicht nur seine erste Zusammenarbeit mit einem Symphonieorchester. Von Michael Abene, der hier seine aufgestockte WDR Big Band dirigiert, hat sich Lovano Kompositionen arrangieren lassen, die bis auf „Duke Ellington’s Sound Of Love“ von Charles Mingus allesamt aus der eigenen Feder stammen. Lovanos privates Songbook kann sich in den Neuorchestrierungen hören lassen. Fast fühlt man sich an die legendäre Zusammenarbeit zwischen Gil Evans und Miles Davis erinnert, als die Streicher mal einfach nur ein wohlig-flauschiges Federbett bereiteten. Während die gestopften Bläser Glitzertonstaub aufwirbelten. So ein Sinnenfest entwickelte sich nun bei den Kölner Sessions und bei Lovanos Stücken, die auch als Hommage an so manchen Jazzgroßmeister wie den Schlagzeuger Elvin Jones und den Saxophonisten Joe Alexander gedacht waren. Satt im Gesamtklang und edel in den 1001 Harmoniewendungen, kostet Lovano die orchestrale Intimität genüsslich aus. Dann wieder zieht man jazzrockig die Pace an. um -wie in „Alexander The Great“-eine neo-bebophafte Quirligkeit anzuschlagen, bei der Lovano mit seiner virtuosen Geschmeidigkeit gleich noch im Geiste Charlie Parker hochleben lässt Danach denkt man: Wie gut, dass Joe Lovano von der Jazz-Vergangenheit einfach nicht loskommt.

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