David Sanborn – Here & Gone

Da kann man das halbe Leben musikalisch noch so oft fremdgegangen sein, mit David Bowie, Miles Davis, Stevie Wonder und den Stones – irgendwann holen einen dann seine Wurzeln wieder ein. Geboren wurde der saxophonspielende Tausendsassa David Sanborn zwar im mondänen Florida. Von Kindesbeinen an ließ er sich jedoch in St. Louis sozialisieren, soll er laut der Sanborn-Chronisten mit 14 Jahren schon mit Blues-Giganten wie Albert King und Little Milton gejammt haben. Fast genau 50 Jahre später zollt Sanborn nun seinen geistigen Vätern Tribut. Und wenn man das Album here & gone von hinten, vom finalen Track „l’ve Got News For You“ aufrollt, kann man sich keine heißere Mainstream-Referenz an das Urvokabular von Blues, Gospel und Soul vorstellen. Zu einer Allstar-Jazz-Band feat. Trompeter Wallace Rooney und Schlagzeuger Steve Gadd, die über das gesamte Album Wind macht wie eine ausgewachsene Big Band, lässt Sanborn sein Sax lasziv rot anlaufen. Bevor Special Guest Sam Moore den gnadenlos aufreizenden Gigolo gibt. Überhaupt ist jeder noch so bekannte Song aus der Black-Roots-Fibel der volle Treffer. Den „St. Louis Blues“ schmachtet Sanborn mit seinem singenden wie gefühlsintensiven Sound genauso an wie den „Basin‘ Street Blues“. In Percy Mayfields „Please Send Me Someone To Love“ steckt eleganter und zugleich geerdeter Swing. Und für I’m Gonna Move To The Outskirts Of Town“ hat Sanborn seinen alten Kumpel Eric Clapton gewinnen können, der diese Ballade mit seinen Gitarrenhänden und Stimmbändern gleich doppelt segnet. Manchmal, so David Sanborns Album-Credo, sind eben all diese alten Geschichten mehr als nur eine alte Liebe — wenn man ihr so den Puls fühlt, wickelt sie einen immer noch lässig um den Finger.

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