Der Joker ist Trumpf: The Dark Knight von Christopher Nolan, USA 2008 :: Start::1.8.

Batman nimmt unsere Sünden auf sich, der Joker spielt das Lied vom Tod dazu.

69.135 User der Internet Movie Data Base können doch wohl nicht irren: Sie haben the dark knight mit einem Bewertungsschnitt von aktuell 9,6 (Stand 22.7., 8 Uhr 26) zum besten Film aller Zeiten gewählt, vor Der Pate I & II, Die Verurteilten und Butch Cassidy and the Sundance kid. Das ist starker Tobak, bedenkt man, dass Batman noch vor zehn Jahren drohte, als Witzfigur mit Gumminippeln in die Annalen der Filmgeschichte einzugehen. Christopher Nolans Neustart der Comic-Saga mit Batman begins war ehrenwert, aber auch zu sehr als Psychotherapie angelegt, um nachhaltig zu beeindrucken. Jetzt wissen wir: Das war das Vorspiel, die Grundlage. Auf ihr hat Nolan sein Meisterwerk errichtet, das denselben Pessimismus, die selbe Gravitas und Resigniertheit an den Tag legt, aber mit einer Dringlichkeit und Direktheit, die den Zuschauer in der ersten Szene packt und zweieinhalb Stunden lang nicht mehr loslässt: Die Comicvorlage ist hier nur die Leinwand. Auf diese trägt Nolan ein Epos auf, das sich zwar stets der Welt von Batman verpflichtet fühlt, aber weil er sie so unverkennbar mit der unseren verschmilzt wie Gotham mit Chicago, erzählt er mit den Figuren des Comics eine Geschichte über unsere Gesellschaft, über eine Welt im Ausnahmezustand, fest im Griff der Angst vor Terror, Tod und Zerstörung – eine Parabel darüber, was 9/11, Abu Ghraib und Irakkrieg aus den Menschen gemacht haben. Und Nolan hat Heath Ledger als Joker, der die Version von Jack Nicholson in Tim Burtons Batman wirken lässt wie einen Kasper. Ledgers Interpretation ist übermenschlich: Er ist der Feind, der nicht zu schlagen ist, weil er gegen Schmerzen immun ist und weil er keine er kennbare Agenda verfolgt, außer die Menschen vor Entscheidungen zu stellen, die unweigerlich Verderben nach sich ziehen: Welchen Preis ist man bereit zu zahlen, für Heldentum, für Freiheit, für Sicherheit? Nolan erzählt es im Duell zwischen Batman und Joker anhand des Schicksals von Staatsanwalt Harvey Dent, der als weißer Engel von Gotham antritt, um wie Ikarus abzustürzen: Sein Two-Face erinnert uns, dass wir eine Wahl haben. Dass sie womöglich keinen Einfluss auf den Verlauf der Dinge hat, ist die bitterste unter vielen bitteren Erkenntnissen von The dark knight, dem besten Film, sagen wir: des Jahres bislang.

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