Shit happens

Der Ort: Berlin. Das Personal: Verlierer. Die Handlung: bisweilen unglaublich komisch. Und das, obwohl sich in schwarze Schafe (Eurovideo) ein Möchtegern-Playboy aus Liebe die Hand abhacken will, obwohl zwei erschütternd inkompetente Hobby-Satanisten Dinge tun, die sämtliche Geschmacksgrenzen sprengen, und obwohl drei Jungberliner und begeisterte Sackkratzer mit Migrationshintergrund und standesgemäßem 3er-BMW eigentlich nur das im Sinn haben, was wohlerzogene Menschen als Sex bezeichnen, aber trotzdem ständig die Fresse poliert bekommen. Nicht zu vergessen: Das Münchner Yuppiepärchen, das auf ebenso unelegante wie berechtigte Weise mit fremdem Mageninhalt konfrontiert wird. Dann sind da noch die beiden schwatzhaften Sozialschmarotzer-einer davon gespielt von Robert Stadlober-, deren Plan nicht so recht aufgehen will, der temporär verlassene Schwule mit hessischem Dialekt und ein saufender Künstler, der aus eher fadenscheinigen Gründen immer nur tote Föten malt. Und weiter geht’s: LSD. Eine Schweinemaske samt komatöser Großmutter. Eine Goa-Party am Müggelsee, der Trick mit der Büroklammer und türkische Morgenlatten. Jede Menge Zutaten also, deren Kombination letztlich verwirrender klingt, als sie ist. Denn Regisseur Oliver Rihs lässt die Handlungsstränge zwar kaum ineinandergreifen, zeichnet aber dennoch ein stimmiges und schlichtweg lustiges Bild von mehr oder minder neurotischen Großstadtbewohnern und ihren mehr oder minder tiefen Abgründen: ein derber Spaß, aber immerhin ein Spaß. Feingeister mögen die Grenzen des guten Geschmacks dabei dramatisch überschritten sehen, aber letztlich müssen auch sie zugeben: shit happens. Anders gesagt: Wer die unbestreitbare Komik des Films genießen will, dem darf nichts Menschliches fremd sein. Noch deutlicher ausgedrückt: Es wird gekotzt, geschissen und anal koitiert. Aber Selbiges wird auch jeden dritten Abend auf deutschen Theaterbühnen praktiziert, was meistens kein bisschen lustig ist, sondern heilige Kunst mitsamt dringlicher Message. Wenn Oliver Rihs’Film überhaupt eine Botschaft haben sollte, dann diese hier: Habt sie trotzdem lieb, all die Durchgeknallten, all die Außenseiter und schwarzen Schafe. Dass der Film mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet wurde, sorgt für zusätzliche Heiterkeit. Und das beruhigende Gefühl, dass jene Prädikatverleiher offenbar auch nur Menschen sind, die gerne mal lachen. Guter Geschmack hin oder her.

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