„Slogan“

Als Jane Birkin den Zuschlag für die weibliche Hauptrolle in Pierre Grimblats slogan erhielt, war Serge Gainsbourg anfangs leidlich begeistert: Er hielt sie für ein englisches Starlet ohne ausreichende Französischkenntnisse, was bei unseren linksrheinischen Nachbarn bekanntlich gleichbedeutend ist mit

unverzeihlicher Kulturlosigkeit. Und sie hielt ihn für einen arroganten, kettenrauchenden Zyniker und Dandy. Die beiden wurden ein Paar, sogar Freunde fürs Leben. Und nahmen auch noch den brünstigen Engtanzklassiker „je t’aime(moi non plus)“ auf, den der Vatikan prompt auf den Index setzte. Dieses Paar war Pop, wie Pop nur sein kann: Egal, mit wem Doherty demnächst seine Lines teilen sollte,Gainsbourg und Birkin haben das Stück „Die Schöne und das Biest“ bereits perfekt inszeniert – wofür man sie in Frankreich bis heute liebt. Kennengelernt haben sie sich tatsächlich während der Dreharbeiten zu slogan, einem gewiss nicht essenziellen, aber durchweg charmanten Stück Zeitgeistkino: Werbefilmer Gainsbourgh, preisgekrönt, zynisch und egozentrisch, trifft auf die zwanzig Jahre jüngere Birkin, naiv, lebenslustig und von reizender Zickigkeit. Dafür lässt der Playboy seine Ehe sausen, doch irgendwann geht auch die neue Beziehung in die Binsen. Sehr französisch ist das. Und sehr 1968. Der Plot ist allerdings nicht der Grund, warum slogan außerordentlich sehenswert ist, und an den Dialogen liegt es auch nicht unbedingt. Die Bilder sind es, die Kameraeinstellungen, die Kulissen, das Ambiente. Falls er slogan jemals gesehen haben sollte, dann hatte Design-Ikone VernerPanton sicher seine Freude daran – an all dem futuristisch geformten Plexiglas, dem Acryltelefon, dem eiförmigen Plattenspieler, zu dessen Musik miniberockte Luxus-Girlies tanzen, während Gainsbourgh mit Seidenschal den gelangweilten Kreativen gibt. Alles sehr stylish, bis hin zur Musik, die bekanntlich The Kills zu, I Call lt Art(La Chanson De Slogan)“ inspirierte. Und die Hauptdarsteller? Großartig. Den Abgebrühten, aber dennoch Getriebenen, der mit dem Altern hadert, verkörpert Gainsbourgh ganz formidabel, und Birkin nimmt man den juvenilen Ungestüm, der vom Leben alles will, und zwar ein bisschen plötzlich, zu jeder Zeit ab.

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