Hit oder Niete – Die No Fun Singles

Das Anfang 1980 von Hollow Skai gegründete Label aus Hannover hatte zwar, abgesehen vielleicht von Hansa-a-Plast, bis zu seinem Ende 1983 keine großen kommerziellen Erfolge vorzuweisen, immens wichtig als Plattform für allerlei ungewöhnliche Bands aus dem deutschen Untergrund war es dennoch. Was im Rückblick heute noch begeistert, ist die extrem große stilistische Bandbreite des Labels, die von den Fun-Punkern Bärchen und die Milchbubies, deren unsterblicher Klassiker „Jung kaputt spart Altersheime“ hier natürlich nicht fehlen darf, über die bis heute hochaktuellen Neo-Psychedelic-Sounds der 39 Clocks bis hin zur Mixtur aus Schlager und Pop bei Mythen in Tüten reicht. Auch 25 Jahre nach dem Ende des Experiments No Fun haben viele der Songs nichts von ihrem eigenwilligen Charme eingebüßt, was man jetzt dank dieser lange überfälligen Compilation endlich wieder nachprüfen kann, ohne gleich ein halbes Vermögen in diversen Sammlerbörsen auszugeben. Zu den absolut zeitlosen Stücken zählen dabei vor allem die Songs von Der Moderne Man, deren Nummer „Sandman“ man durchaus als New-Wave-Klassiker bezeichnen darf. Auch die rotzigen Punk-Nummern von Daily Terror, allen voran „Knüppeldicke Intoleranz“ und „Popperverklopper“, haben trotz des damals äußerst beschränkten Produktionsbudgets nichts von ihrer außergewöhnlichen Qualität eingebüßt. In einer eigenen Liga bewegten sich dabei eindeutig Mythen In Tüten. Die Band um Sänger Emilio Winschetti sorgte in Songs wie „Lady Di“ und „Sansibar“ mit ihrer aufreizend lässigen Mixtur aus poppigen Melodien und Texten, die vom klassischen Schlager nicht weit entfernt waren, damals für viel Diskussionsstoff. Heute wirken ihre Versuche, nicht zuletzt wegen eines Phänomens wie Alexander Marcus, fast zeitlos. Und ein so extrem lässiger Song wie „Liebe im Funkhaus“ hat es nun wirklich verdient, endlich auf breiter Basis wiederentdeckt zu werden. VÖ. 11.8.

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