CSNY – Déjà vu Live
Wie politisch ist der Musiker Neil Young? Vor dem 2006er Album living with war war sein Ruf als politischer „Liedermacher“ größer als sein Output an explizit politischen Liedern. Die konnte man an den Fingern zweier Hände abzählen: „Soldier“, „Campaigner“, „Cortez The Killer“, die ersten drei Songs auf life, „Rockin‘ In The Free World“ – aber auch das reaktionäre „Motor City“ auf re-ac-tor mit der Empfehlung, Amerikaner sollten gefälligst amerikanische Autos kaufen. Im Verbund mit David Crosby, Stephen Stills und Graham Nash wurde Young dagegen zu Recht als hochpolitisch wahrgenommen. CSN&Y hatten in den 70ern immer die richtigen Kommentare zur Lage der Nation parat und mit der spontanen Single „Ohio“ im Juni 1970 eines der stärksten politischen Statements der Musikgeschichte veröffentlicht, einen Song, der den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon als Mörder bezeichnete. Als Kommentar auf das „Kent State Massaker“, bei dem vier Studenten auf dem Campus der Kent State University in Ohio, die im Mai 1970 gegen die amerikanische Invasion in Kambodscha protestierten, von der US-Nationalgarde erschossen worden waren. Die 2Oo6er“Freedom Of Speech“-Tour von Crosby, Stills, Nash & Young darf als Akt der Zivilcourage gewertet werden, weil in der amerikanischen Gesellschaft Pazifismus und Kritik am amtierenden Präsidenten vom Mainstream im besten Fall als unpatriotisch, eher aber als antiamerikanisch aufgenommen werden. Hier nun der Soundtrack zu Neil Youngs Film „Dejà Vu“. Die Musik von CSNY wird quasi von der Botschaft befeuert: empathische folkrockende Versionen von Buffalo-Springfield- („For What’s It’s Worth“) und CSNY-Klassikern („Dejä Vu“, „Wooden Ships“,“Teach your Children“,Stephen Stills archaisches „Find The Cost Of Freedom“) plus Songs aus Youngs living with WAR-Album. Es schadet überhaupt nichts, dass in einer Phase, in der sich die Jugend gerade mal wieder über politisches Desinteresse definiert, vier Frührentner darauf hinweisen, dass ein geistig gesunder Staatschef Grundlage ist für eine hedonistische Gesellschaft und die Freiheit des Einzelnen, politisch desinteressiert sein zu dürfen.
www.csny-de.javu.com >» FILMKRITIK ME 7/08
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