Midnight Oil – Diesel and Dust

Es hat etwas Tragisches: DIESEL AND DUST zählt zu den erfolgreichsten australischen Rock-Alben aller Zeiten, hat ein halbes Dutzend Single-Hits hervorgebracht und seine geistigen Schöpfer zumindest eine halbe Dekade lang zu Rockstars gemacht. Wobei zwar jeder toll fand, dass sich Midnight Oil für den Umweltschutz, die Abschaltung der Atomkraftwerke und die Rechte der Aborigines einsetzten, doch in erster Linie waren es weniger die Texte als die Musik, die die Massen faszinierte: kantiger, dynamischer Gitarrenrock mit starken New-Wave und Punk-Einflüssen, aber auch gefühlvolle Leisetreter und nicht zuletzt ausgeprägte Ethno-Elemente. Zutaten, mit denen sie Ohrwürmer wie „Beds Are Burning“, „Dreamworld“, „The Dead Heart“,“Bullroar“und „Sometimes“ schufen, die 1987/88 jede Party und jede Disco in Atem hielten. Midnight Oil waren der politisch korrekte, coole Scheiß aus Down Under, und Peter Garrett der singende Rechtsanwalt mit der Lizenz zum Protestbarden. Nur: Wogegen hat er eigentlich gewettert? Klar, gegen die Ureinwohner-Politik der australischen Regierung und gegen die multinationalen Großkonzerne,die überall ihre Finger im Spiel haben. Aber im Rückblick ist da noch mehr: Etwa der zivilisatorische Abgesang von „Dreamworld“, der Umweltzerstörung als Ursache für den kommenden Klimawandel benennt. Und „Warakurna“, das die Monokultur der Landwirtschaft und das Konsumverhalten der westlichen Welt rügt. Dann noch „Arctic World“, in dem es um die schmelzenden Pol kappen geht -vor 20Jahren! Doch obwohl es Millionen gekauft haben,zugehört hat anscheinend keiner. Was Diesel and dust nicht nur zu einem großen Rock-Album macht, sondern zu einem Manifest, das 2008 aktueller ist denn je. Umso skandalöser die Art, wie das Werk für diese Geburtstagsedition aufgepeppt wurde: Das Remastering klingt erschreckend dünn und dumpf. Da ist das Original-Vinyl um Klassen besser.

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