Diverse – Die Burg Waldeck Festivals 1964-1969
Wenn Bear Family Records sich einer Sache annimmt, dann mit absoluter Gründlichkeit und Detailbessenheit, die vor allem Major-Mitbewerbern zu denken geben müsste. Im Falle von DIE BURG-WALDECK-FESTIVALS 1964-1969 glückt das opulente Konzept einmal mehr: ein umfassendes Stück Zeitgeschichte. Sammeln sich doch auf zehn CDs 257 Songs und 24 O-Töne. Im begleitenden 240-Seiten-Buch gibt Michael Kleff mit diversen Co-Autoren einen historischen Aufriss jener legendären Festivals am Fuß der Hunsrücker Burgruine. Exzellent gewählt auch das Timing zum 40. Jubiläum der Generation 68. Die sich noch in der Entwicklung befindende deutsche Liedermacherszene mit selbst heutzutage noch klangvollen Namen wie Reinhard Mey, Hanns Dieter Hüsch, Franz Josef Degenhardt, Walter Mossmann, Hannes Wader und Dieter Süverkrüp absolvierte zum Teil in Burg Waldeck die ersten Auftritte vor größerem Publikum. Nicht selten wurde der Nachwuchs aber auch ausgebuht, weil radikale Politideologen unter zunehmendem Einfluss der Studentenunruhen im Zuge der Anti-Vietnamkriegs-Stimmung sich mehr für Diskussionen als für Kunst interessierten. Es ist schlicht verblüffend, wie Kritisches von Degenhardt („Wolfe mitten im Mai“, „Das Argument der Straße“) und Husch („Ich bin ein deutscher Lästerer“, „Alltag“) die Zeit überdauert hat. Eine Entdeckung wert auch die vielen Gäste aus dem europäischen Ausland und Übersee: Bei den Vertretern der irischen und amerikanischen Singer/Songwriter sticht vor allem der Texaner Phil Ochs heraus, der im Dylan-Dunstkreis der Einzige war, der zumindest eine Zeit lang“His Bobness“ künstlerisch die Stirn zu bieten vermochte. Unter die Haut gehen auch die vier Oden von Folk-Blues-Bardin Odetta sowie der Sinti-Jazz des Schnuckenack Reinhardt Quintetts. In die Kategorie Skurrilitäten gehören das Balalaika Ensemble Troika, der erst kürzlich verstorbene Kunst-Russe Ivan Rebroff sowie die Schauspielerin und spätere Waders-Gattin Susanne Tremper,die sich auch verhalten am Protest versuchte. Prä-Stand-Up-Comedy gibt es von der Berliner Fraktion: Insterburg&Co. mit Namensgeber Ingo und Karl Dali sowie das Duo Schobert 8. Black. „Psychedelische Improvisationen“ nannten die Wiesbadener Xhol Caravan schließlich ihren Beitrag zum finalen Festival 1969-und auch dem letzten kämpfenden Wüterich wurde schlagartig klar: Der Zeitgeist war längst ein anderer.
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