Marc Ribot’s Ceramic Dog – Party Intellectuals

Marc Ribot ist ein Mann mit musikalisch zwei Dutzend Gesichtern. Sein Geld verdienter bei Elvis Costello, Tom Waits und Chuck Berry. Aber wenn ihn das Avantgarde- und Underground-Fieber packt, ist ihm jeder Dollar egal. Dann malträtiert er seine Gitarre beim Jazz-Sax-Terroristen John Zorn und erweckt den Geist von Free-Ikone Albert Ayler zum Leben. Oder er komponiert-wie unlängst auf dem Soloalbum exercises in futility für sechs Saiten sperrig-spröde Klangstelen. Was Ribot nun mit Ches Smith (dr)und Shahzad Ismaily(b) als Ceramic Dog zusammengeschmiedet hat, ist mit den üblichen Bewertungsklischees wie „einfallsreich panoptisch“ oder „subversiv durchgeknallt“ nicht zu greifen. Ribot zeigt sich vollkommen losgelöst und durchtrieben im Umgang mit dem nahezu gesamten Klangarsenal. Keines der zwölf Stücke gleicht dem anderen. Hier wird der volle Radius von Jazz, Punk, Latin und Soul überNo-Wave, Avantgarde und Hardrock bis zu Ambient, Pop und Noise ausgeschöpft. Gleich der Opener „Break On Through“zeigt Flagge-dieser wie auf Speed präsentierte Doors-Klassiker. „Party Intellectuals“ scheint eher ein flippig-kruder Talking-Heads-Mutant zu sein. Während „Todo El Mundo Es Kitsch“ dank Gastsängerin Janice Cruz zu einem zuckersüßen Pop-Lounge-Lollipop wird. So kunterbunt es losgeht, so findet dieser unberechenbare Sound-Trip einfach kein Ende. Robust-sympathisch erinnert Ribot in „Fuego“ an die Zeiten, als er noch Kopf der Latino-Anarchos „Los Cubanos Postizos“ war. Das alles ist große Kunst- und noch größeres Entertainment.

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