The Roy Hargrove Quintet – Earfood
Lange war Roy Hargrove ein braver Musterschüler von Wynton Marsalis. Musikalisch gab er sich wie sein Ziehvater so konservativ, wie er es ihm optisch mit Maßanzügen gleich tat. Inzwischen hat Hargrove an seinem Image gefeilt. Mit Ausflügen via HipHop, Soul und Funk sowie mit Dreadlocks und Marken-Streetwear. Aber irgendwie schien er sich darin nicht wohlgefühlt zu haben. Denn jetzt ist er wieder im feinsten Zwirn ins Goldene Zeitalter des Modern Jazz zurückgereist, um auch von Ferneden Kollegen Miles Davis und Freddie Hubbard stilvoll Referenz zu erweisen. Doch Hargrove -und das ist die eigentliche Meldung-ist eben kein gedankenloser Kopist, kein devoter Apologet. Im Quintett-Verbund und mit Musikern wie Altsaxophonist Justin Robinson und Pianist Gerald Clayton, die allesamt die hohe Bop-Lehre mit links beherrschen, gelingt Hargrove ein espritreiches und lyrisch verlockendes Tribute an die Tradition. Den Löwenanteil der 13 Stücke machen dabei Eigenkompositionen aus. in denen Hargrove sein schnörkelloses, kraft- und saftvolles Trompeten-Spiel in Szene setzen kann. Höhe- und Endpunkt von Hargroves kalorienreichem „Earfood“ ist eine Live-Aufnahme von Sam Cookes „Bring It On Home To Me“- bei dem man den guten alten Gospel euphorisch mitreißend und raubeinig zupackend hochleben lässt. Dass dieses Roots-Bewusstsein weniger an Wynton Marsalis angelehnt ist, sondern an den linken Jazz-Kämpfer Charlie Haden erinnert, spricht für die musikalische Geisteshaltung Hargroves.
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