Sieben Tage von Jonny Glynn

Es ist eine zweischneidige Sache, auf Bücher wie dieses hinzuweisen, aber da Jonny Glynn (zumindest in seiner englischen Heimat) als Megapopstar der jungen Literatur und sein erster Roman als „Debüt des Jahres“ gefeiert wird, kommt man nicht ganz dran vorbei. Tatsächlich folgt die Handlungsstruktur einem für derartige Sensationen nicht unüblichen Schema: Das Rache-an-der-dummen-bösen-Welt nehmen, aus welchem Anlass und Motiv auch immer, zieht sich (beispielsweise) vom „Fänger im Roggen“ über „Christie Malrys doppelte Buchführung“ und „American Psycho“ bis hierher-aber schon durch die Aufzählung tut man Glynn zuviel der Ehre an. denn seine Erzählung der letzten sieben Tage eines kaputten Kerls setzt nicht auf künstlerischen Doppelsinn, Witz, therapeutischen Schock und/oder das Ausleuchten psychosozialer Hintergründe, sondern ausschließlich auf eine ungenießbare Mischung aus extremer Gewalt und einem RTL-2-mäßigen Apokalypsenpathos, das in der Übersetzung des (in dieser Hinsicht notorischen) Henning Ahrens derart anschwillt, dass man alle paar Zeilen die Augen verdreht und alle paar Seiten meinen möchte, es mit einer verunglückten Satire auf das Genre der in wettbewerbsfanatischen Zeiten prosperierenden Einzelkämpferschundliteratur zu tun zu haben. Es ist aber nicht mal zum Lachen, dieses Machwerk, sondern widerlich und öde, und dass ein großer deutscher Literaturverlag meint, so etwas auch noch übersetzen zu müssen, anstatt in die zehntausend Schubladen hierzuländiger Debütanten und anderer Autoren wenigstens mal einen Blick zu werfen, ist mindestens zum Heulen.

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