Cassandra Wilson – Loverly

Wie oft ist Duke Ellingtons „Caravan“ schon gecovert worden? Und auch der Bekanntheitsgrad von Antonio Carlos Jobims Bossa-Schmuse-Ballade „Black Orpheus“ und Robert Willsons „Till There Was You“ lässt sich tatsächlich dank irgendwelcher Neuinterpretationen immer noch steigern. Wenn Cassandra Wilson ans Mikro tritt und allein diese drei Evergreens ihrer dunklen, wie von allerfeinstem Schmirgelpapier bearbeiteten Stimme anvertraut, ist man wie vom Donner gerührt. Denn so abgrundtief bluesig im Ausdruck und so magnetisch entspannt im Sinnlichen hat man diese Stücke bislang weder gehört noch erlebt. Aber andererseits ist das auch kein Wunder. Denn Cassandra Wilson gehört zu der seltenen Spezies von Sängerinnen, die auch ein Telefonbuch erst in ein wertvolles Songbook und dann in eine authentische Folk-Jazz-Bibel verwandeln könnten. Und weil der Roots-Faktor zum Alpha und Omega ihres künstlerischen Daseins geworden ist, bildet loverly nur die konsequente Fortsetzung ihrer letzten Aufnahmen. Traf sie auf thunderbird von 2006 und mit ihren Annäherungen an Willie Dixons „I Want to Be Loved“ und Blind Lemon Jeffersons „Easy Rider“ den Puls der amerikanischen Musik, atmet auch jetzt das Dutzend Songs dieses magisch-markante Delta-Blues-Feeling. Tommy Wolfs „Spring Can Really Hang You Up The Most“ ist eine dieser Gitarrenballaden, bei denen Liebesfreud und Seelenschmerz im Gleichtakt schlagen. Und während Wilsons Song „Arere“ zur groovebetonten Hommage an die afrikanischen Wurzeln wird, macht sie aus Oscar Hammersteins „Lover Come Back To Me“ eine flotte Swing-Nummer-aber immer mit einer Träne im Knopfloch. Dass Cassandra Wilson hier wie überhaupt nur erstklassige Partner zur Seite hat (u.a. Pianist Jason Moran sowie Bassist Reginald Veal), muss nicht extra erwähnt werden.

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