My Morning jacket – Evil urges

Auf ihren ersten beiden Alben the tennessee fire und at dawn trugen My Morning Jacket sich eindrucksvoll im Register des Alt-Rock und -Folk ein, von dort verschlägt es die meisten Bands in die Gefilde der höheren Singer/Songwriterei. Jim James und seine Band aber hatten anderes im Sinn, sie sollten eine Rockband werden, die die Markenzeichen des Rock einerseits hymnisch überhöhte (ambitionierte Gitarrensoli, Heldenchöre, Stadion-Drums), auf der andere Seite aber den Rock auf die Stilmittel von Reggae und Soul runterfuhr. Aus dieser Dualität wuchs so etwas wie der MMJ-Sound, der Fans wie Kritik zu spalten verstand. Die Mehrheit entdeckte in den unerschrockenen Soul-und AORock-Adaptionen auf dem letzten Album zvor zwei Jahren einen Quantensprung für die Band und eine Rosskur für den zum Altern neigenden Patienten Rock, evil urges ist nun die Stufe 5 im Weltrockeroberungsplan der Kentucky-Band, die ihre Vielseitigkeit bis an die Schmerzgrenze ausreizt. Zwischen haushohen, gut gebauten Rock-Hymen stehen hüfststeife Funk-Rock-Pieces wie „Highly Suspicious“ und Songs, die direkt aus dem Nachlass von Roy Orbison stammen könnten („Two Halves“). In „Aluminium Park“ schießt plötzlich ein hell leuchtender Refrain aus dem monströsen Rock-Fundament, der mehr an die Mamas & Papas als an die Kings Of Leon denken lässt. Alles organisch, alles okay. Und das gehört nun mal zum Programm. Einzige Konstante auf diesem spiegelglatten Rock-Parkett ist die mitunter bizarre Falsettstimme von Jim „Prince“ James. My Morning jacket haben unter dem Knarren der Gitarren und dem Jubel der Chöre die Grenzen des Alt-Rock gesprengt und sind in einem Phantasialand des Rock’n’Roll gelandet, dessen Vorstellungen bald ausverkauft sein werden.

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