Lemonheads – It’s a shame about Ray – Collector’s Edition

Wer 1992 was für Evan Dando übrig hatte, war bestimmt kein Mann. Im Gegensatz zu Dando waren „normale“ Männer entweder einfühlsam und verständnisvoll oder cool oder konnten gute Songs schreiben oder sahen nach einer Marathondröhnung immer noch umwerfend aus, aber keinesfalls alles auf einmal, zumindest nicht in den Augen weiblicher Zeitgenossen, die einem Derartiges bei jedem Anlass unter die Nase rieben und dazu den ganzen Tag Lemonheads hörten, dieses vermaledeite Album, das dann auch noch ein zweites Mal erschien, diesmal mit dieser vermaledeiten „Mrs. Robinson“-Version, bei der man sich heimlich wundern musste.dass man sie immer noch erträglich fand, wenn sie irgendein Privatsender zwecks pseudorebellischer Zielgruppenabgrenzung zum 30. Mal an einem Tag abnudelte. Später stellte sich heraus, dass Evar, Dando es auch nicht leicht hatte: Das Zeug, das er nahm, haute ihn ab und zu ins Koma, das Mädel, das er liebte, fand ihn nicht mehr cool und wollte nicht mehr in seiner Band spielen, und dann mochte ihn irgendwann auch niemand mehr30 Mal am Tag hören. Da hab ich Dando mal getroffen.fand ihn ziemlich nett und wollte einen Song mit ihm schreiben, aber selbst das ging nicht mehr so richtig, weil sich das Ab-und-zu-Koma in ein dauerhaftes Viertelkoma verwandelt hatte. Inzwischen sind viele Jahre vergangen, wir sind alle- na ja, nicht schlauer, aber milder geworden und können uns beim Wiederhören ganz auf die Musik konzentrieren. Und feststellen: Doch,“My Drug Suddy“ ist immer noch so wunderbar melanchoslackerschön wie damals, der Titelsong ist immer noch das, was man unter Lemonheads versteht, „Mrs. Robinson“ haut genauso trotzig-sonnig-scheißdraufmäßig rein wie dazumal. Dazwischen freilich verliert man öfters den Faden, weil so Sachen wie „The Turnpike Down“ und „Rockin‘ Stroll“ doch kaum mehr sind als ein paar halbfetzig gespielte Akkorde mit Allerweltsmelodien, ohne den Classic-Pop-Appeal späterer und den Rumms-Effekt früherer Lemonheads-Songs. Dazu gibt’s unerhebliche Demos, lustige Videos und den Gesamteindruck, dass manche Sachen in ihre Zeit gehören, auch wenn man sich noch so sehr drüberärgern muss.

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