Amon Düül ll – Hijack

„The Times They Are A-Changin‘ stellte Bob Dylan im Jahr 1963 fest und nahm damit nicht nur die gesellschaftlichen Veränderungen der folgenden zehn Jahre vorweg. Prognostizierte Dylan doch auch den permanenten Wandel im Pop und Rock der „goldenen Ära“ von 1965 bis 1975. Eine rasante Entwicklung, die heutzutage reichlich befremdlich wirkt. Klingen doch viele Neuproduktionen entweder, als hätten die 8oer-Jahre niemals geendet, oder aber sie bedienen sich großzügig bei der Musik noch früherer Jahrzehnte. Den damals raschen Wandel der Zeiten bekam i974auch Deutschlands Vorzeige-Kommune Amon Oüül II zu spüren. An dem progressiven Flaggschiff – das 1969 mit dem archaischen Konzeptwerk phallus dei in See gestochen war-nagte fünf Jahre später der Zahn der Zeit. Gelangen mit den DEi-Nachfolgern YETI, TANZ DER LEMMINGE, CARNIVAUN BABYLON, wolf city und viva la trance innovative Meilensteine in Serie, ging der für Amon Düül II so prägnante Hang zum Experiment auf hijack dann verloren. Nicht, dass das Düül-Album Nummer sieben schlecht wäre, gemessen an internationalen Standards. Der Begriff Übergangswerk trifft wohl am besten zu. Das lag allerdings nicht nuram gewandelten Zeitgeist, der Mitte der 70er eben nicht mehr psychedelisch Konzeptionelles in Überlänge wie die beiden Zweiakter „I Can’tWait (Part 1&2)/Mirror und „Da Guadeloop / Lonely Woman“ favorisierte. Vor allem machte das permanent flukturierende Besetzungskarussell dem Gruppenverband schwer zu schaffen. Anstatt sich auf die Kunst zu konzentrieren, um Trends vorwegzunehmen, bildeten sich gleich mehrere zerstrittene Lager, die völlig konträre Ansichten vertraten. Ein Umstand, der sich auch deutlich in der Produktion widerspiegelt. Mit ungewohnt kurzen Songs wie „Traveller“, „Explode Like A Star“. „Liquid Whisper“ und Sci-Fi-Ironie „Archy The Robot“ gewahren Amon Düül II schon mal einen Ausblick aufkommende Entwicklungen – als eindeutig auf Mainstream-Rock und Pop-Kommerz geeichtes Studioprojekt.

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