WAAhnsinn

1986 war ein spannendes Jahr für die Demokratie in Deutschland. Nach dem Ende 1985 bereits ein erstes Hüttendorf auf dem Bauplatz für die Atomwiederaufbereitungsanlage im oberpfälzischen Wackersdorf errichtet worden war. wuchs in den folgenden Monaten der Widerstand immer weiter. Boykottaufrufe, Gerichtsbeschlüsse und der Tod des bayerischen Ministerpräsidenten Strauß sorgten schließlich dafür, dass die Betreiber den WAA-Bau bleiben ließen. Ein Schritt zum Erfolg des Widerstands war auch das 5. Anti-WAAhnsinns-Festival am 26-/27.Juli im nahen Burglengenfeld-mit 120.000Zuschauern. 1986 war nur leider ein bescheidenes Jahr für Rock aus Deutschland. Und so ist die CD-Erstveröffentlichung des Festivalmitschnitts höchstens als Zeitdokument interessant Die Hälfte des Programms besteht aus wenig bekannten und vor allem wenig innovativen Acts wie Die Firma, Uli Hundt und Fritz Brause. Die, die man heute noch kennt, waren vor allem jene, die die NDW überlebt hatten: Deutschrocker wieBAP und Wolf Maahn, der ewige Lindenberg, der mittlere Grönemeyer, der späte Reiser. Und weil es der Anlass befiehlt, mussten freilich auch Dylans „Like A RollingStone“ und „Sag mir, wo die Blumen sind“ gecovert werden. Die größte musikalische Sünde ist aber auf jeden Fall, mag die Botschaft noch so wichtig gewesen sein, Wolf Maahns Hymne „Tschernobyl“ (der GAU war da gerade einmal drei Monate her), grausig schlecht geklaut von Tears For Fears‘ „Shout“. Die einzigen richtigen Newcomer, die es auf die Compilation geschafft hatten, waren übrigens Die Toten Hosen.

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