Frank Spilker Gruppe

Mit all den Leuten

Mühelos eines der besten deutschsprachigen Pop-Alben unserer Zeit. Zugegeben, ein abgedroschener Slogan. Aber es hilft ja nichts.

Was ist eigentlich mit Die Sterne passiert, um nicht zu sagen: Was hat Die Sterne bloß so ruiniert? Wer sich noch an ihr Video zu eben referenziertem „Was hat dich bloß so ruiniert?“ erinnert, vor dessen geistigem Auge huschen vielleicht auch noch die dort dargestellten Wahlgrafiken vorbei, in denen die Popularität der Sterne die der Hosen und der Tocos sprunghaft überholt. Ab dann avancierten Tocotronic jedoch zum schlechten Gewissen und die Hosen zum schlechten Geschmack der Republik und die Sterne mussten sich eine Zurückstufung zum Geheimtipp gefallen lassen. Ein Phänomen, wofür es ebenso wenig nachvollziehbare Erklärungen gibt wie für die betrüblich stimmende Publikumsabstinenz auf Frank Spilkers Vorab-Solotournee Ende letzten Jahres. Denn was „der große Mann aus Hamburg“ da. wie auch jetzt auf Plattenlänge veranstaltet hat, haut dir-jetzt kommt ein Bonmot aus den ME-Redaktionsräumen schlichtweg „den Schalter raus“. Und das sofort und immer. Bereits das erste Stück. „Ich steh‘ heute auch mal hinter der Bar“,versprüht eine Unbekümmertheit, die eigentlich nur einem unschuldig-euphoriegeladenen Debütanten zuzutrauen wäre. Doch der auch schon über 20jahre dabei seiende Spilker hat längst gelernt, dass sich Energie nicht nur aus Anfängen, sondern auch aus Enden schöpfen lässt: „Das Leben ist ein Film, den so ziemlich jeder kennt / Und Filme haben meistens ja wohl ein Happy End/Cut aus, es geht gut aus“, singt hier jemand, der im letzten Jahr seine Lieder in würdelosen Bandwettbewerben gegen Clawfinger und die Bloodhound Gang einsetzen musste, um seine Familie durchzubringen. Zu behaupten, Spilker würde hier nochmals „alle Register seines Könnens ziehen“ oder so (was er mit diesem bei aller Souveränität schillernden Sammelsurium an Disco-, Blues- und Popsongs de facto tut), klingt, als würde er bereits Bekanntes zwar solide, aber dennoch halt nur aufwärmen. Vielmehr perfektioniert Spilker hier zusammen mit Bassist Max Knoth und Mathias (wohl aus guten Gründen „Tex“ genannt) Strzoda am Schlagzeug aber sein künstlerisches Dasein. Dies tut er in einer Unaufdringlichkeit, als gelte es niemandem mehr zu beweisen, dass man es hier mit einem der versiertesten deutschen Songschreiber zu tun hat. Doch genau das gilt es leider eben immer noch allen zu beweisen! Die Tausende Schläfer mögen doch bitte, bitte endlich aufwachen! VÖ: 14.4.

Artverwandtes:
Rio Reiser Rio I (1986)
Die Sterne Sterne. Die (7″) (1988)
JaKönigja Tiefsee (1999)

www.frankspilker.de