Neoangin – The Happy Hobo

Der Song und das Album a friendly dog in an unfriendly world (2001) gehörten nicht nur zu den erhellendsten Kinderzimmerpopwerken der letzten Jahre, mit Neonangin konnte man lachend in die nächste Saison der Zumutungen und Erniedrigungen treten, mit einem wenig bekannten Lied auf den Lippen, das reichlich Nachfrage erzielte Jim Avignon, der Berliner Künstlerkünstler, der die Einmannelektroband Neoangin seit Jahren mit wachsender Begeisterung betreibt und nach New York ging, als die Letzten nach Berlin gingen, stellt sich auf seiner neuen Platte als the happy hobo vor. Einen Haufen hübsche Songs hat er gesammelt, melancholisch dahingeschnurrt und mit dem ihm eigenen Billigequipment rasch weggespielt. In zehn Jahren wird man das als Easy Listening wieder entdecken. Natürlich ist das Booklet mit den gesammelten Avignon-Freaks schon den Erwerb dieses „Albums“ wert, aber wer jetzt mal nicht an den Dumpingpreis-Maler Avignon denkt, wird sich köpfchenwippend mit diesem LoFi-Existenzdramen anfreunden. Avignon schippen in die bunten Niederungen der Selbstironie, er macht das in den Punkt-Punkt-Komma-Strich-Geschichten vom „Starving Artist“ und „Eternal Nerd“. Ansonsten sind in diesen 40 Minuten seltene Exemplare von Laptopdisco und ukulelisiertem R’n’Bzu finden, jede Menge Musiken, für die man seinen Nachbarn geradewegs auf die Nase küssen möchte. Nicht zu vergessen die „Life is just a mess“-Hymne auf die große Frida Kahlo, die ein bisschen mit dem „Friendly Dog“ von 2001 zu tun hat. Jim Avignon macht schon länger nichts anderes als das, was Radiohead an die große Glocke hängen, er verkauft übers Internet – oft ohne Label. Und reist durch die halbe virtuelle Welt: A friendly dog in an unfriendly world. VÖ.11.3.

»>www.jimavignon.com